Wolkenpass nach Hue

Tag 91 – Anstatt mal wieder im Bus oder Zug unterwegs zu sein, haben wir uns für die Weiterreise zu unserem nächsten Ziel zur Abwechslung einen privaten Fahrer gebucht und auf dem Weg einige Zwischenstopps an berühmten Sehenswürdigkeiten in der Region eingelegt. Diese Option scheint in Vietnam und insbesondere für die verhältnismäßig kurze (~ 130km), aber spannende Strecke zwischen Hội An und Huế beliebt zu sein.

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Station 1: Marble Mountains

Früh am Morgen hat unsere Fahrer uns also an unserer Unterkunft in Hội An abgeholt. Gegen 08:45 Uhr sind wir an unserem ersten Zwischenstopp angekommen. Im Zeitplan war für die Besichtigung ca. eine Stunde Aufenthalt eingeplant. Im Vorfeld hatten wir uns nicht im Detail informiert und sind daher nicht davon ausgegangen, dass die Anlage soo riesig ist. Zu unserer Überraschung gab es diversen kleinen Tempeln, mehrere Pagoden, einige Aussichtspunkte und viele Höhlen. Man könnte also problemlos mehrere Stunden an diesem Ort verbringen, um sich alle Bereiche in Ruhe anzuschauen. Daher haben wir in der kurzen Zeit einen guten Einblick erhalten, aber konnten uns natürlich nicht alles anschauen.

Erster Eindruck: Wow! Ein beeindruckender Ort mit spannenden Felsformationen, die von Urwald und Pflanzen überwuchert werden und für eine besondere Stimmung sorgen. Unerwartet eine tolle versteckte Höhle gefunden, in die durch einige Schlitze das Sonnenlicht einfällt – ein besonderes Lichtspiel und Atmosphäre. Sehr schöner alter Tempel im Eingangsbereich – chinesischer Einfluss? Auf jeden Fall gab es einige neue Elemente zu entdecken, definitiv anders als die meisten buddhistischen Tempel in Thailand, Laos und Kambodscha. Schade, dass wir hier nur eine knappe Stunde haben und durch hetzen müssen…

Eigentlich ein sehr schöner Ort, aber irgendwie zu viel gewollt und touristisch ausgebaut…

Zweiter Eindruck: Nach 1,5 Stunden sah die Gefühlslage und Wahrnehmung beim Verlassen des Marlbe Mountains Parks schon ganz anders aus. Auf den ersten Blick wirkte irgendwie alles nach mehr, spannende und spektakulärer als es am Ende vielleicht tatsächlich ist. Am Eingangsbereich prägen Figuren und Statuen aus weißem poliertem Mamor (sehr schön!) das Bild. Im hinteren Teil gibt es dann jedoch auch viele Statuen aus Stein oder Beton, die teilweise schon langsam zerfallen und mit sichtbaren Spuren des Wetters tragen. Ingesamt waren im Park natürlich auch sehr, sehr viele Menschen und große geführte Touristengruppen, durch die man sich seinen Weg hindurch bahnen muss…nervig. Die erste Höhle, in die wir nur zufällig reingestolpert sind hat uns wirklich fasziniert. Im Vergleich dazu waren die weiteren Höhlen weniger spannend und haben uns nicht in ihren Bann ziehen können. Die beiden Aussichtspunkte waren nur bedingt lohnenswert. Man hat zwar eine wirklich gute Aussicht auf die umliegende Gegend und Stadt, jedoch ist das was man sieht nicht sonderlich attraktiv.

Zugegebenermaßen hat das extrem heiße, anstrengende Wetter und die Vielzahl an unförmigen, steilen Treppenstufen natürlich auch in unsere Wahrnehmung reingespielt. Als wir wieder im Auto saßen haben wir gedacht, dass die kurze begrenzte Zeit vielleicht doch genau richtig und ausreichend war. Vor allem weil ja auch noch weitere Stationen anstehen sollten.

Station 2: Hai-Van-Pass (Đèo Hải Vân) oder Wolkenpass

Learning: Der Hai Van Pass (20km langer Bergpass, knapp 500m Höhe) stellt die „offizielle“ Grenze zwischen Süd- und Nordvietnam dar. In den beiden historischen Kriegen (Indochina- und Vietnamkrieg) war diese Region aufgrund seiner strategischen  Bedeutung stets ein stark umkämpftes Gebiet. Der Wolkenpass gilt ebenfalls als natürliche Wetterschneide. Unter Reisenden ist es bekannt und schon fast Tradition, dass man mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel im Süden startet und bei Regen oder Nebel im Norden ankommt (oder umgekehrt).

Nachdem wir Đà Nẵng hinter uns gelassen hatten, ging es langsam aber stetig steil bergauf. Der berühmte Wolkenpass gilt als eine der wunderschöne Motorradstrecken in Vietnam. In vielen Kurven windet der Pass sich den Berg hinauf, mit wunderschöner grüner Waldlandschaft auf der einen Seite und dem steilen Felsabhang und Blick aufs Meer auf der anderen Seite. Der Ausblick war definitiv schön. Im Auto war die Fahrt an sich jedoch nicht sonderlich spannend, auch weil man einfach weniger freie Sicht hat als bei der Fahrt mit dem Motorrad. Zudem ist der Wolkenpass natürlich eine beliebte Strecke für geführte Tagestouren und stellt auch weiterhin (trotz dem Bau eines neuen Tunnels, 2005) eine wichtige Verkehrs- und Handelsroute dar.  Dementsprechend herrscht viel Verkehr und teilweise schlängeln sich lange Schlangen aus Autos, Reisebussen und Lastwagen langsam und schleppend die Kurven entlang. Die beiden kurzen Zwischenstopps, an Aussichtspunkten und den Überresten eines ehemaligen Grenzposten bzw. Bunker waren sehr nett, aber wohl kein Highlight. Landschaftlich eine wirklich bezaubernde Strecke! Dennoch hatten wir tatsächlich irgendwie mehr erwartet. Da haben wir auf dem Mae Hong Soon Loop in Thailand nach unserem Empfinden durchaus faszinierende Streckenabschnitte (ohne nervigen Verkehr und andere Touristen) erlebt.

Auch hier hat vermutlich das Wetter eine Rolle gespielt, glühende Hitze und grelle Sonne. Vielleicht hätte es dem Erlebniswert in diesem Fall gut getan, wenn der Wolkenpass tatsächlich wolkenverhangen gewesen wäre?! Vermutlich hätte das Stimmung und Wahrnehmung geändert.

Station 3: Lap An Lagoon

Wir wussten vorher nicht, was uns beim nächsten Halt an der Lap An Lagune erwarten sollte. Irgendwie hatten wir angenommen, dass es sich um einen schönen idyllischen Ort zum Schwimmen handelt. Das war definitiv nicht der Fall… Wie sich herausstellte handelt es bei der Lagune um eine Art große Fischerbucht, die durch eine lange schmale Landzunge vom offenen Meer abgegrenzt ist. Scheinbar werden hier auch viele Muscheln für den Verkauf von Perlen gezüchtet. Unser Fahrer hat uns jedoch leider irgendwo am Straßenrand (nahe den Cafés und Verkaufsläden) rausgelassen, anstatt an einer der spannenden Ecken mit kleinen Holzhütten, Fischern und ihren Netzten und vielen klapprigen Booten. Wir haben also ein paar Fotos gemacht und sind kurz danach auch weitergefahren.

Station 4: Lang An Beach

Als letzte Station stand noch ein Stopp am Strand an. Wir hatten zuvor gehört, dass der Lang An Beach ein wunderschöner, paradiesischer Strand sein soll. Der erste Eindruck war jedoch das komplette Gegenteil… Als das Auto anhielt und unser Fahrer uns mitteilte, dass wir nun am Strand angekommen seien waren wir sehr verwirrt. Wir befanden uns in einer komplett verlassenen Zufahrtsstraße. Der vor uns liegende Strandabschnitt war vermüllt und es waren weder ein Café oder Restaurant noch andere Menschen zu sehen. Alles sehr suspekt und nicht ansatzweise einladend. Hier wollten wir auf keinen Fall bleiben, geschweige denn uns an den Strand legen oder baden gehen. Also haben wir unseren Fahrer gebeten uns zu einem anderen Abschnitt des Strandes zu bringen, an dem es ein Café oder Restaurant gäbe. Es wirkte zuerst überfordert, ist dann aber bereitwillig losgefahren und hat uns unseren Wunsch erfüllt (die Kommunikation auf Englisch war durchaus schwieriger als beim Buchen der Tour angekündigt). Nach einem erfrischenden kalten Getränk haben wir dann noch einen schönen Strandspaziergang gemacht. Hier war der Strand nun auch tatsächlich ziemlich paradiesisch mit glasklarem Wasser, feinem Sand und Palmen – perfekt! Aufgrund der abgeschiedenen Lage (ohne großen touristischen Ort) waren netterweise auch nur wenige andere Menschen am Strand. Den Moment der Ruhe und Idylle haben wir sehr genossen! Ein super Abschluss eines ansonsten durchwachsenen Tages.

Erschöpft vom Wetter und den verschiedenen Eindrücken im Laufe des Tages, sind wir im späten Nachmittag in Huế angekommen. 

Fazit

Im Nachhinein haben wir gedacht, dass wir wohl auch nichts verpasst hätten, wenn wir einfach mit dem Zug oder Bus die Direktverbindung gefahren wären. Das kann man jedoch vorher nicht wissen und so haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region trotzdem mitgenommen und uns ein eigenes Bild gemacht. Der Strandspaziergang war das Highlight des Tages!

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