Wildnis und Local Life

Tag 82 bis 83 – Nachdem die erste Dschungel-Trekking-Tour in Ratanakiri uns zwar nicht zu 100% überzeugen konnte, aber trotzdem eine schöne Erfahrung war, wollten wir dem Ganzen noch eine zweite Chance geben. Mit Hilfe von unserem netten Gastgeber Manel haben wir also eine weitere zweitägige Tour mit einem lokalen Guide gebucht. In diesem Fall haben wir jedoch nicht im Dschungel (was auf unseren expliziten Wunsch auch möglich gewesen wäre), sondern bei unserem Guide Zuhause übernachtet – ein unvergesslicher Abend!

Karte
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Tag 1

Bereits beim Buchen der Tour hat Manel uns darüber informiert, dass Mr. Hong (Guide) selbst am ersten Tag leider nicht zur Verfügung stehe. Jedoch könnte sein Sohn uns ebenfalls unproblematisch durch den Dschungel führen. Auf diesen Vorschlag haben wir uns nach kurzer Abwägung und Einschätzung von Manel eingelassen. Eine sehr gute Entscheidung wie sich später herausstellen sollte. Si (Sohn von Mr. Hong) ist gerade erst 17 Jahre alt und trotzdem schon ein hervorragender Guide! Seine sympathisch zurückhaltende und teilweise unsicher, aber gleichzeitig sehr neugierige und unbeschwerte Art hat es uns leicht gemacht und wir haben ihn schnell ins Herz geschlossen. Den Job als Guide hat er insgesamt sehr selbstbewusst erledigt. Nur mit dem Englisch war er manchmal unsicher, aber das konnten wir zu jeder Zeit gemeinsam lösen. Im Laufe des Tages gab es viele Momente des gemeinsamen Lachens. Si hatte zudem großes Interesse an Jens Kamera und war richtig glücklich und stolz, als er dann selbst mit der Kamera einige Fotos machen durfte.

Highlight: (wilden) Elefanten im Dschungeldickicht entdeckt – eine legendäre Szenerie, die wir so schnell nicht vergessen werden. Wow!

Im Gegensatz zu der Trekking-Tour in Ratanakiri hatten wir nun das Glück (fast) eine private Dschungel-Expedition erleben zu dürfen. Am ersten der beiden Wandertage hat uns neben Si noch eine junge Frau aus England begleitet. Da Emma jedoch nur eine Tagestour gebucht hatte, waren wir abends mit der Familie von Si und Mr. Hong alleine.

Abendausklang im einheimischen Dorf

Nach Rückkehr von der anstrengenden Wanderung wollten wir es uns nicht nehmen lassen vor Sonnenuntergang nochmal ein paar Meter durch das kleine Dorf (ca. 200 Bewohner:innen) zu laufen und das Leben der Einheimischen aufs uns Wirken zu lassen. Womit wir nicht gerechnet haben, dass wir unmittelbar von einer goßen Gruppe Kinder „überfallen“ wurden. Das Interesse an Jens Kamera war natürlich groß. Noch viel spannender und wichtiger war jedoch sich von uns an den Händen haltend durch die Luft wirbeln zu lassen. Ein unvergleichbares besonderes Erlebnis! Nach einigen Runden im Kreis drehen und immer mehr anstürmenden Kindern, die an uns gezerrt und um eine weitere Runde gequengelt haben, jedoch zugegebenermaßen auch ziemlich anstrengend und überfordernd.

Die Begegnung mit den Kinder aus dem winzigen Dorf, abseits der touristischen Pfade, hatte eine andere Wirkung auf uns als die winkenden Kinder am Straßenrand in den Städten, von denen wir zuvor häufiger im Blog berichtet haben. In dem Moment mit der gesamten Situation durchaus überfordert und haben das Ganze erst rückblickend richtig greifen und verarbeiten können. Soo viele Kinder, die alle gleichzeitig und ohne jegliche Berührungsängste an uns gezogen und mit klarem Willen (ohne Sprache, nur mir Gestik und Mimik) ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht haben. Und vermutlich hat auch das offensichtliche Leben in in armen Verhältnissen (alten, dreckige und teilweise zerrissenen Klamotten, klebrigen Händen, ungepflegte und zum Teil kariöse Zähne) und die zeitgleiche Lebensfreude und Euphorie unsere Wahrnehmung stark geprägt.

Nach dieser außergewöhnlichen Erfahrung und einer (kalten) Dusche gab es dann schließlich Abendessen. Zuerst wurde für uns in einer kleinen Hütte im Garten ein separater Tisch gedeckt. Auf unseren Wunsch hin durften wir dann jedoch gemeinsam mit der gesamten Familie (Mr. Hong + Frau + 8 Kinder + Mann der ältesten Tochter + 2 Enkelkinder ) im Wohnzimmer/Küche am Familientisch sitzen. Ein weiteres Highlight! Während einige schweigend auf ihren Teller fokussiert waren, haben andere sich angeregt unterhalten. Da wir ganz am Rand, ein kleines Stück abseits saßen, haben wir wortlos unsere stärkende Mahlzeit genossen und das Geschehen beobachtet. Unfassbar was für riesige Portionen an Reis die kleinen Kinder verdrückt haben…wir haben unsere vollbeladenen Teller tatsächlich gar nicht geschafft aufzuessen.

Nach dem Essen haben wir uns noch eine Weile mit Mr. Hong und Si über diverse spannende Themen (Trekking-Touren, Schule und Universität, Khmer New Year, Dorfgemeinschaft, Familie und selbst gebrannten Schnaps) unterhalten. Si besucht aktuell die Oberstufe in der Schule in der Stadt und wohnt unter der Woche auch dort. Sein Traum ist es nach seinem Abschluss in zwei Jahren in die Hauptstadt Phnom Penh zu ziehen, um dort zu arbeiten und sich von dem verdienten Geld ein Studium an der Universität leisten zu können. Daher ist es für ihn auch sehr wichtig auf den Trekking-Touren bereist im Umgang mit Touristen vertraut zu werden und sein Englisch verbessern zu können. Für die Trekking-Touren, die Si für seinen Vater übernimmt (nur bei Zeitmangel und wenn an diesem Tag in der Schule kein wichtigen Prüfungen anstehen) bekommt er einen kleinen Lohn von seinem Vater den er anspart. Eine inspirierende Geschichte!

Für die Nacht wurden wir im Keller des sehr modernen und großen Hauses in einem winzigen, sehr sauberen Zimmer mit einer Matratze auf dem Boden (dazu Kissen und Decken) einquartiert. Erschöpft von der Wanderung und den vielfältigen Eindrücken des Tages sind wir dann ins Bett gefallen.

Das Wohnzimmer/ die Küche ist eine kleine Hütte im Garten des Grundstückes mit offener Feuerstelle in der Mitte und Holzpritschen an beiden Seiten zum gemütlichen Sitzen und/oder Schlafen.

Tag 2

Beim Frühstück hat Mr. Hong uns gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn wir an diesem Tag erneut nicht mit ihm persönlich sondern nun mit seinem Schwiegersohn vorlieb nehmen würde. Er selbst hätte einen wichtigen (spontanen) Termin bzgl. Abstimmungsangelegenheiten in der Dorfgemeinschaft und würde gerne daran teilnehmen. Natürlich wäre es uns lieber gewesen, die heutige Strecke mit ihm zurückzulegen. Schließlich hatten wir basierend auf Empfehlungen eine Tour mit ihm als Guide gebucht. So wie wir Beide aber nunmal eben sind, haben wir uns dennoch einverstanden erklärt mit seinem Schwiegersohn vorlieb zu nehmen, nachdem Mr. Hong uns versichert hat, dass wir trotzdem dieselbe Strecke wandern werden und sein Schwiegersohn sich ebenfalls bestens im Dschungel auskennet. Die Verständigung auf Englisch war leider ein bisschen schwieriger als mit Si am Vortag (dieser war an diesem Tag leider bereits für eine neue Gruppe Touristen eingeplant), aber das Wichtigste lies sich notfalls auch mit Gestik und Mimik klären. Und der Dschungel hat für sich selbst gesprochen!

Das Highlight des zweiten Tages war ganz klar die Mittagspause am Wasserfall. An diese wunderbaren Ort waren wir komplett alleine im Herzen der Wildnis. Während unser Guide (leider den Namen vergessen) ein Stück abseits für uns gekocht hat (Fischsuppe im Bambusrohr), konnten wir in aller Ruhe und Einsamkeit im Fluss unterhalb des tosenden Wasserfalls eine Runde schwimmen gehen.

Vielfältige wunderbare Landschaftskulissen: Dichter Dschungel, gigantische Bäume mit faszinierenden Wurzeln und Lianen, kleine Lichtungen, Bachläufe und Wasserfälle, Bambus Wälder, Bananen- und Cashewnuss- Plantagen und (leider auch) verbrannte und ausgedörrte weite Ebenen

2 Kommentare zu „Wildnis und Local Life“

    1. Herzlichen Dank! Das hört man doch gerne. Und sehr schön, dass ihr scheinbar weiterhin Zeit findet unsere Blgbeiträge zu lesen und kommentieren, während ihr doch gerade selbst unterwegs seid, die Welt entdeckt und spannende Abenteuer erlebt. Euch weiterhin eine tolle Reise mit vielen schönen Momenten😊

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