Ein weiterer spannender Grenzübertritt mit durchaus absurden Situationen
Tag 85 bis 86 – Ursprünglich sollte es früh am Morgen (07 Uhr) losgehen, mit dem Bus ab Ratanakiri Richtung Pleiku. Kurz vor Abfahrt zum Busbahnhof wurden wir informiert, dass der frühe Bus nicht fährt oder Verspätung hat oder wie auch immer. Auf jeden Fall wurde als neue Startzeit 10 Uhr angesetzt. Immerhin sind wir so doch noch in den Genuss eines leckeren Frühstücks gekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Ahnung, was uns in den nächsten 24 Stunden alles erwarten würde…
Karte
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Ratankiri ➡️ Grenzstation
Für die meisten Strecken in Kambodscha haben wir uns eigenständig um Tickets bei einem großen Bus- und Logistik-Unternehmen mit Standorten im ganzen Land gekümmert. Die Fahrten waren jeweils sehr komfortabel, klimatisierte Mini-Vans mit ausreichend Platz und Beinfreiheit. Zwischen Ratanakiri und Mondulkiri haben wir uns jeweils den Bus von unseren sehr engagierten und hilfsbereiten Gastgebern buchen lassen. Das hat hervorragend funktioniert. In beiden Fällen waren auch nicht nur Touristen, sondern ebenfalls Einheimische mit im Bus. Den Streckenabschnitt Ratanakiri bis Pleiku haben wir dann einfachheitshalber auch in unserer Unterkunft gebucht, da es oftmals schwierig ist landesübergreifenden Strecken online im Internet zu buchen. Zudem handelt es sich bei diesem Grenzposten um einen etwas weniger bekannten und auf dieser Strecke sind nur wenige Touristen unterwegs.
Um kurz vor 10 Uhr wurden wir also an mit dem Busunternehmen vereinbarten Abholort abgesetzt. Dort mussten wir dann auch nur wenige Minuten warten bis der Kleinbus vorfuhr und man uns zu verstehen gab, dass wir einsteigen sollten. Zu unserer Überraschung war der Bus bereits voll. Kommentarlos wurden unsere Rücksäcke auf dem Dach verstaut und Jens wurde ein letzter freier Sitzplatz in der hintersten Reihe zugewiesen. Ina musste mit einer provisorischen Notlösung vorliebnehmen: ein kleiner Plastikstuhl, welcher in den Gang neben die Sitzreihen gestellt wurde. Unser Einstieg sorgte für Aufsehen, einerseits weil es scheinbar zu wenig Sitzplätze gab und andererseits, weil wir exotische Touristen sind. Alle anderen Menschen im Bus (inkl. Fahrer und Buspersonal) waren Vietnamesen. Bevor wir uns versahen, ist der Bus auch schon losgefahren. Das sollte noch was werden… Kurz darauf hat der Bus noch zweimal angehalten, um weitere Fahrgäste einzusammeln. Im gesamten Bus herrschte eine rege Diskussion. Amüsiertes Kopfschütteln sowie Gelächter haben das Umräumen und Zusammenrücken, um weitere Plätze zu schaffen, begleitet. Im Endeffekt mussten trotz provisorischer Sitze drei Personen stehen. Die Fahrt bis zum Grenzübertritt hat ca. 1 Stunde gedauert.
Grenzübertritt
Wir mussten insgesamt vier Mal aus dem Bus aus- und wieder einsteigen, bis alle Formalitäten erledigt waren und wir die Grenze erfolgreich passiert hatten. Gleiches galt auch für die Vietnamesen, nicht nur für uns Touristen.
- Ausreise aus Kambodscha (Stempel)
- Pass- und Stempelkontrolle bei Durchfahrt an der Schranke zu Vietnam
- Einreise in Vietnam (Stempel) + Sicherheits- bzw. Gepäckkontrolle
- Pass- und Stempelkontrolle beim Verlassen der Grenzstation auf vietnamesischer Seite
Auch wenn niemand im Bus Englisch gesprochen hat und uns hätte erklären können, was Sache ist an den einzelnen Stationen, hatten wir stets das Gefühl, dass nach uns geschaut wurde. Im Endeffekt waren alle Stationen aber auch mehr oder weniger selbsterklärend.
Grenzstation ➡️ Pleiku
Nach erfolgreicher Einreise in Vietnam und weiteren 1,5 Stunden Fahrt im vollgestopften, engen Bus sind wir sicher in Pleiku angekommen. Die Geräuschkulisse im Bus war übrigens beeindruckend laut. Die Einheimischen haben sich die gesamte Fahrt lautstark über den ganzen Bus hinweg unterhalten, teilweise hörte sich das Ganze nach einem Streit oder Diskussion an, aber vermutlich war dem nicht so und unter Vietnamesen herrscht einfach eine andere Tonart. Auf unseren Wunsch hin hatte unser Gastgeber am Morgen darum gebeten, dass man uns direkt am richtigen Busbahnhof absetzten sollte für die Weiterfahrt nach Hội An. Das war auch überhaupt kein Problem.
Aber, am Ticketschalter angekommen eröffnete uns die wirklich sehr nette und hilfsbereite Dame in brüchigem Englisch, dass es ab Pleiku keinen Bus nach Hội An gibt. Wir müssten zuerst nach Đà Nẵng fahren und könnten von dort weiterreisen. Der nächste Bus sollte in 5-6 Stunden am späten Abend abfahren und am frühen Morgen um 05 Uhr in Đà Nẵng ankommen. Damit hatten wir nicht gerechnet… Dieses eine Mal hatten wir uns nicht im Voraus selbst über die Busverbindung informiert und gehörte Informationen geprüft. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als den Nachtbus zu nehmen. Das bereits vorgebuchte Hotelzimmer in Hội An mussten wir wohl trotzdem bezahlen. Auf unsere Anfrage den Aufenthalt spontan um einen Tag nach hinten zu verschieben, weil wir feststecken und kein Bus fährt, haben die Gastgeber zwar sehr verständnisvoll reagiert, uns aufgrund der wirklich sehr kurzfristigen Änderung aber dennoch die erste Nacht berechnet. Naja, immerhin sollten wir dann bei Ankunft im frühen Morgen direkt ein Zimmer zu Verfügung haben und nicht bis zum Check-in am Nachmittag warten müssen. Die restlichen Stunden Wartezeit haben wir mit einem kleinen Spaziergang zum Geldautomaten und ausharren in einem wunderschönen Café in der Nähe des Busbahnhofes verbracht. Unser Gepäck durften wir bei der Dame am Ticketschalter stehen lassen.
Pleiku ➡️ Đà Nẵng
Scheinbar gibt es drei unterschiedliche Busvarianten, und natürlich waren nur noch in der teuersten Preisklasse Plätze verfügbar. Zuerst haben wir uns geärgert, aber uns blieb ja keine andere Wahl. Zurück am Busbahnhof haben wir unser Gepäck abgeholt und wurden von der Dame am Ticketschalter persönlich zum richtigen Bus gebracht. Dann hat sie die beiden Busfahrer anscheinend ausdrücklich angewiesen uns bei Ankunft in Đà Nẵng den Bus nach Hội An zu zeigen. Was die Beiden auch gewissenhaft befolgt haben. Total lieb!
Der erste Eindruck vom Bus hat für einen schlagartigen Wechsel der getrübten Laune gesorgt, ein richtig luxuriöser Nachtbus mit gepolsterten Betten, Gardinen, Leselampen, Ladestation sowie einer kleinen Flasche Wasser und einem feuchten Erfrischungstuch. Unfassbar, wenn man bedenkt, dass wir für diesen Nachtbus (Strecke 400km, 8-9 Stunden Fahrt) genauso viel bezahlt haben wie zuvor für den kleinen vollgestopften Kleinbus von Kambodscha nach Pleiku oder den deutlich weniger luxuriösen und leicht heruntergekommenen Nachtbus in Laos.
Die Fahrt war dann recht holprig und wir wurden in unseren Betten ganz schön durchgeschaukelt. Dennoch haben wir zumindest für ein paar Stunden in einen leichten, wenn auch unruhigen, Schlaf fallen können.
Đà Nẵng ➡️ Hội An
Um 04:15 Uhr ist der Bus in Đà Nẵng angekommen. Vollkommen übermüdet nach dem bisher langen und anstrengenden Reisetag haben wir unser Gepäck zusammengekramt. Schon beim Aussteigen wurden wir von Taxi Fahrer:innen belagert, die uns verschiedene Angebote für die Weiterfahrt bis nach Hội An an den Kopf geworfen haben. Eine Frau war besonders hartnäckig und hat im Endeffekt gewonnen und wir sind auf ihr Angebot eingegangen. Sie hatte mitbekommen, dass uns die beiden Busfahrer den Weg zum Bus nach Hội An gezeigt haben und uns in Richtung Bus begleitet und dort angeboten uns für denselben Preis zu fahren. Das klang nach einem fairen Deal. Zumal wir ungewisse Zeit auf die Abfahrt des noch leeren Busses hätten warten müssen und dann auch nicht direkt zur Unterkunft gebracht worden wären, sondern nur bis zum Busbahnhof gekommen wären.
Schlussendlich sind wir also um 05:45 Uhr morgens an unserem Hotel angekommen (zum Glück 24-Stunden-Rezeption) und haben uns nun doch sehr über das gebuchte Zimmer gefreut, um nochmal ein paar Stunden zu schlafen.






Ich wünsche Euch eine wunderschöne Zeit in Vietnam!
Vielen lieben Dank, Eva 🙏☺️