Reisen wie die Einheimischen – ein absolutes Phänomen
Während in Thailand Linksverkehr herrscht, gilt in Laos Rechtsverkehr, ansonsten die „Verkehrsregeln“ ziemlich ähnlich und das Treiben auf den Straßen zumeist chaotisch. Zumindest macht es auf den ersten Blick den Anschein. Für uns Europäer mit strikten Regeln und klaren Vorgaben (z.B.: TÜV) sind einige Dinge wirklich unvorstellbar, wenn man sie nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
Roller und Motorräder
Kleine Motorräder und Roller sind das gängigste und vermutlich günstigste Verkehrsmittel. Oft haben wir für einen Tagessatz beim Rollerverleih deutlich weniger bezahlt als wir für den Hin- und Rückweg für eine TukTuk-Fahrt oder Transport im Mini-Van gezahlt hätten. Je nach Region und Modell kostet so ein Roller am Tag zwischen 6,50€ und 10€. Für eine Tankfüllung (3-4 Liter) haben wir in der Regel nicht mehr als 75,000 Kip, sprich 3,50€ bezahlt.
Unsere spannendsten Beobachtungen und Feststellungen:
- Helm, lange Klamotten und Schuhe sind optional, richtige Schutzkleidung gibt es keine. Spannend ist jedoch, dass viele Einheimische durchaus langärmelige Jacken tragen und diese auch häufig falsch herum, mit der geschlossenen Seite (Rücken) vorne am Bauch. Vielleicht als Wind- und Dreckschutz?
- Auf ein Motorrad passen zwischen 1-5 Personen. Kleine Kinder werden natürlich auch auf dem Roller mitgenommen. Sie sitzen/stehen entweder im Fußraum, zwischen zwei Erwachsenen, werden im Arm gehalten oder sitzen hinten drauf. Irgendwo findet sich immer Platz, notfalls müssen die Einkäufe ans Lenkrad gehängt werden. Autos sind teuer, und für ein Familienausflug tut es eben auch ein Motorrad.
- Mit dem Roller „darf“ (kann) man immer und überall parken. Wenn ein Roller im Weg stehen sollte, wird er halt einfach zur Seite geschoben bzw. umgeparkt. Daher ist es auch üblich die Lenkradsperre nicht fest zu stellen. Generell ist abschließen eigentlich nicht nötig, in Laos hatten wir bisher das Gefühl, dass nichts wegkommt, zumindest was die Roller und Helme angeht.
- In den kleineren Städten und abgelegenen Dörfern gibt es keine oder kaum Verkehrskontrollen. Dementsprechend sind Führerschein und Mindestalter scheinbar irrelevant. Die Jüngsten Kids, die wir alleine selbstständig fahrend auf einem Roller gesehen haben, waren vermutlich nicht viel älter als 5-6 Jahre. Neben den klassischen Modellen gibt es in Laos auch sehr häufig kleine Elektro-Roller. Diese scheinen hier bei den Kinder so üblich zu sein, wie bei uns Fahrräder.
- Nach einem Führerschein fragt beim Rollerverleih niemand, relevant ist lediglich der Reisepass als Kaution.
- Roller und Motorräder sind glasklar ein hervorragendes Transportmittel für alles mögliche und dienen mit angehängtem Lasten-/Beiwagen ebenfalls wunderbar als fahrbare Verkaufsstände verschiedener Art.
- Sobald es dunkel wird, muss man doppelt aufpassen! Denn die eh schon kreuz- und querfahrenden Motorräder haben oft keine funktionierenden (Rück-) Lichter und sind häufig erst spät zu erkennen.






Vollgepackte Lieferwagen und Busse
Ein faszinierender Anblick für sich stellen wohl definitiv die vollgepackten und mit Transportgütern hochgetürmten Lastwagen, Pickups und Busse dar. Wenn man denkt es passt nichts mehr rein, dann finden die Einheimischen immer noch einen Weg weiteres Gepäck zu verstauen. Solange bis die Fahrzeuge wirklich aus allen Nähten platzen und man sich manchmal fragt, wie es überhaupt noch möglich ist so im Straßenverkehr zu fahren, und das unfallfrei.
Verschiedene TukTuk-Arten
In Laos sind uns in den letzten Wochen verschiedene Arten von TukTuks begegnet. „Klassische“ TukTuks wie man sie aus Bangkok und diversen Fotos aus dem Internet kennt sind in Laos eher seltenEr zu finden. In Abhängigkeit der Region haben sich die Einheimischen unterschiedliche Dinge einfallen lassen ihre Fahrzeuge so zu modellieren, dass sie damit Touristen transportieren können. In der Regel werden alle Arten der Einfachheitshalber TukTuk genannt. An jedem Busbahnhof und Umschlagplätzen in den größeren Städten warten bei Ankunft der Busse/Züge/Boote bereits einige Fahrzeuge. Teilweise dienen diese als Sammeltaxis bzw. öffentliche Verkehrsmittel, um die Touristen von den abgelegeneren Bahnhöfen ins Stadtzentrum zu bringen. In den meisten Fällen ist ebenfalls eine klassische Buchung als Privatfahrt zum Wunschzielort möglich.
- „Klassische„ TukTuks: 3x Räder, überdachte Sitzbank hinter dem Fahrer, vergleichbar zu einer Fahrrad-Rikscha (Kapazität: 2-4 Personen)
- Modellierte Pickups mit überdachter Ladefläche und eingebauten Sitzbänken an der linken und rechten Außenseiten (Kapazität: bis 6-12 Personen, auch als Sammeltaxi oder im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt) – auch: Songthaew = wörtlich übersetzt: „zwei Reihen“ genannt
- Umgebautes Fahrgestell aus verschiedenen Fahrzeugen: lange Lenkgriffe, alte Traktorenkupplung, Karosserie vom Motorrad (Kapazität: 6-10 Personen)
- Motorrad mit überdachtem Beiwagen und Sitzbank (Kapazität: 1-2 Personen)
- Motorrad mit kleinem angehängten Wagen (Kapazität: 2-4 Personen)
Sonstige Verkehrsmittel
Auch in der Landwirtschaft weiß man sich zu helfen. Wir haben so einige umgebaute und an die Bedürfnisse angepasste Fahrzeuge gesehen. Am häufigsten jedoch eine Art Lastenwagen. Der hintere Teil bestehend aus Holzplanken mit zwei Rädern und vorne ein weiteres Rad montiert einem Gestell aus langen Metallstangen zum Lenken und Traktorenmotor zum Antrieb.
Transport ist günstig, aber nicht unbedingt komfortabel…
Rückfahrt von Nong Khiaw nach Luang Prabang
Sowohl die Hin- als auch die Rückfahrt auf der Strecke Luang Prabang – Nong Khiaw waren jeweils ein geschichtswürdiges Abenteuer für sich. Wobei die Rückreise noch deutlich spektakulärer war als die Anreise.
Am Morgen der Rückfahrt sind wir zuerst von Muang Ngoy mit dem Boot nach Nong Khiaw gefahren und wollten direkt im Anschluss den Bus nach Luang Prabang nehmen. Es fahren täglich morgens früh um 09:00 Uhr und 11:30 Uhr Mini-Vans bzw. Kleinbusse nach Luang Prabang ab. Wir hatten gehört, dass der spätere 11:30 Uhr Bus auf die Reisenden vom Boot aus Muang Ngoy warten würde im Falle von Verspätungen. Im Vorhinein hatten wir bei einigen Tourenanbietern und am Busparkplatz bzw. Ticketverkauf nachgefragt und uns diese Information bestätigen lassen. Normalerweise reicht es in Laos aus den Bus am Abend vorher oder noch morgens am selben Tag zu buchen, frühzeitige Buchung sind in der Regel nicht notwendig und überfordern die Einheimischen sogar manchmal. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt (zweite Woche in Laos) aber noch nicht und wollten lieber auf Nummer sicher gehen. Daher haben wir bereits vor dem Abstecher nach Muang Ngoy das Busticket für die Rückfahrt gekauft. Der Mann am Ticketschalter war damit durchaus ein bisschen überfordert und hat mehrfach nachgefragt, ob wir uns sicher seien, dass wir ein Ticket für in drei Tagen kaufen wollen. Dann kramte er ein leeres Blatt Papier hervor, um eine neue Vorverkaufsliste für unser Wunschdatum zu erstellen. Dort mussten wir uns namentlich eintragen, kein Problem. Absurd war jedoch nun, dass wir pro Person 10.000 LAK (~ 45 Cent) mehr zahlen mussten als den normalen Preis. Mit der Begründung, dass der so frühe Vorverkauf teurer sei. Da gab es dann auch nichts zu diskutieren, entweder wir zahlen den Aufpreis oder kaufen das Ticket doch erst am Tag der Reise. Da wir für den Fall der Fälle lieber bereits ein Ticket haben und vorangemeldet auf der Liste stehen wollten haben wir natürlich bezahlt.
Als wir nun am Reisetag pünktlich nach der Bootsüberfahrt um 11 Uhr am Busbahnhof angekommen sind, standen vor dem Ticketschalter viele Menschen in einer lange Schlange. Einige der wartenden Mini-Vans wurden bereits mit Gepäck und Fahrgästen vollgeladen und fuhren ab. Wir haben uns also gefreut, dass wir bereits ein Ticket hatten und sind schnurstracks auf einen der Kleinbusse zugelaufen. Zu unserer Ernüchterung teilte uns der Fahrer jedoch mit, dass wir uns erst am Ticketverkauf einchecken und eine Busnummer zuweisen lassen müssten. Er dürfe nur Personen mit seiner Busnummer auf dem Ticket mitnehmen. Und tatsächlich auf unserem Ticket stand keine Nummer. Wir haben es noch bei einem der anderen Mini-Vans versucht (es fahren aufgrund des hohen Andrangs wohl immer mehrere), jedoch auch hier das gleiche Problem. Das erklärte nun auch was der Mann vor drei Tagen beim Kauf des Tickets mit „er kenne die Busnummer des Tages noch nicht“ meinte als er dieses Feld beim Ausfüllen des handschriftlichen Tickets offen lies. In Laos ist es wohl scheinbar so organisiert, dass die Mini-Van Fahrer alle auf eigene Faust arbeiten und sich morgens früh beim Busbahnhof anmelden, wenn sie am heutigen Tag zur Verfügung stehen. Beim Ticketschalter wird den Fahrgästen dann jeweils ein Bus zugeteilt und die Fahrer erhalten ihren Lohn in Abhängigkeit der Anzahl an Fahrgästen. Daher versuchen natürlich alle Fahrer ihre Kleinbusse so voll wie möglich zu stopfen und weisen die Touristen an zusammen zu rücken und nicht selten sich zu viert auf einer 3-Personen-Sitzbank zu quetschen. Das klingt nicht nur absurd, sondern ist auch beim Zuschauen ein wirkliches Spektakel. Bei jedem der Abfahrenden Busse ist es das gleiche Spiel. Der Bus scheint eigentlich schon voll zu sein, doch dann bedeutet der Fahrer den nächsten Fahrgästen einzusteigen. Diese stehen dann schockiert vor dem vollen Bus und sagen, dass wäre nicht möglich. Ebenso die bereits im Bus sitzenden Menschen schauen mit großen Augen und Unverständnis neben sich: „Und wo soll hier bitte noch Platz sein?“ In den meisten Fällen wird dann doch bis an die maximale Grenze zusammengerückt. Manchmal passiert es jedoch auch, dass sich entweder die noch vor dem Bus stehenden Reisenden oder die bereits im Bus sitzenden Fahrgäste weigern und solange diskutieren bis die Fahrer irgendwann aufgeben und es bei der Personenanzahl belassen.
Wie wir später noch feststellen sollten ist das enge Zusammenrücken jedoch wirklich notwendig und man nimmt es dann auch doch gerne in Kauf. Zuerst mussten wir uns aber erstmal in der langen Schlange anstellen. Mit zunehmender Wartezeit fuhren immer mehr der Mini-Vans vollbeladen ab. Noch bevor wir an der Reihe waren verschwand auch der letzte Kleinbus und der Parkplatz war nun leer. Sollten gleich noch weitere Busse kommen? Als wir uns endlich bis nach vorne zum Schalter durchgekämpft hatte und dem Mann unser bereits bezahltes Ticket (inkl. Aufpreis) zeigten, wurde dieser schlagartig nervös und begann seine Listen durchzuwühlen bis er die mit unseren Namen fand. Daraufhin griff er zum Telefon und erklärte uns kurz darauf, dass in Kürze ein weiterer Bus kommen würde in den wir dann einsteigen sollten. Das Gleiche galt für alle weiteren Personen in der Schlange mit bereits bezahlten Tickets. Es warteten jedoch auch noch 10-20 weitere Personen ohne Ticket…
Wenige Minuten später fuhr ein alter klappriger Bus vor. Zu unserer Überraschung war dieser Bus jedoch nicht leer, sondern bis auf den letzten Sitzplatz voll. Kurz darauf kamen einige TukTuks bzw. Songthaews angefahren und die Menschen im Bus wurden angewiesen auszusteigen und auf die TukTuks zu wechseln. Dabei ist uns aufgefallen, dass es sich in dem Bus wohl ausschließlich um Einheimische gehandelt hat. Wir vermuten, dass die Einheimischen zu unseren Gunsten (der reichen Touristen) weichen und ihre Fahrt von nun an in den kleinen ungemütlichen TukTuks fortsetzen mussten. Uns blieb jedoch nicht viel Zeit darüber nachzudenken und das Gesehene zu verarbeiten. Denn nun mussten wir uns beeilen, um einen guten Sitzplatz bzw. überhaupt einen Platz in dem Bus zu bekommen. Da wir bereits ein bezahltes Ticket in den Händen hielten haben wir zum Glück zu den Reisenden gehört, die zuerst einsteigen durften. Wir haben mit ein bisschen Glück noch zwei echte freie Sitzplätze in der letzten Reihe erhalten. Nachdem alle Sitze besetzt waren, wurde trotzdem fleißig weiteres Gepäck auf dem Dach verstaut. Kurz darauf war klar, die im Gang liegenden leeren Bierkästen sollten wohl ebenfalls als Sitzplätze dienen. Somit konnten 4-5 weitere Personen im Bus untergebracht werden. Als der Bus bis auf den letzten Zentimeter gefüllt war sind wir gegen 12:45 Uhr endlich abgefahren. Ob die restlichen am Parkplatz stehenden Touristen (teilweise noch ohne gültiges Ticket und mit schockierten Gesichtsausdrücken) wohl am selben Tag noch bis nach Luang Prabang gekommen sind oder bis zum nächsten Tag warten mussten werden wir wohl nie erfahren.
Achja, und das Gepäck wird übrigens mit Zurrgurten auf dem Dach verstaut. Das ist in Südostasien keine Seltenheit. Bei der Strecke Luang Prabang – Nong Kiaw ist dieser Hinweis jedoch eine Erwähnung wert. Denn die Strecke gleicht vielmehr einer sandigen und staubigen Huckelpiste als einer Straße. Die Fahrt war unbequem und wir wurden ganz schön hin- und hergeschaukelt. Bei der Hinfahrt haben wir uns bei jedem Schlagloch sorgen um unser Gepäck gemacht, insbesondere weil Jens kleiner Rucksack mit Kameraequipment aus Platzmangel zuerst auch auf dem Dach gelandet ist. Bei der einzigen Toilettenpause während der 4-5 stündigen Fahrt haben wir dann darauf bestanden, dass der Rucksack runter geholt wird und diesen noch irgendwie im Bus zwischen den Sitzreihen verstaut.
Eine Klimaanlage gab es in den kleinen alten Bussen und klapprigen Mini-Vans übrigens nicht. Bei 30°C + hilft der Fahrtwind im offenen Fenster, jedoch ach nur bedingt. Sowohl nach der Hin- als auch Rückfahrt waren wir jeweils vollkommen erschöpft und ausgelaugt.
Nach dieser Busfahrt haben wir die meisten anderen Transportstrecken als ziemlichen Luxus wahrgenommen und uns stets ein bisschen amüsiert, wenn sich andere Reisende über zu wenig Beinfreiheit oder eine nicht ganz kalte Klimaanlage beschwert haben.






Nackte Kinderfüße so nah an den Speichen; zu 5. ohne Helm und Schutz auf einem Roller……, bei dem Anblick werde ich schon nachdenklich.
Bei eurer Busfahrt wäre ich auch nicht gerne dabei gewesen 😉 – aber erstaunlicherweise funktioniert das Leben ja fernab unserer Normen und Ansprüche.
Ich freue mich schon auf euren nächsten Beitrag!
LG Sabine
Ja, das Thema Verkehrssicherheit hat hier in Asien schon einen ganz anderen Stellenwert als zuhause in Deutschland. Manchmal ist das schon schwer anzusehen