Wirkung von neuen Eindrücken und Beobachtungen – Veränderung des eigenen Blickwinkels
Tag 59 bis 65 – Siem Reap ist aufgrund seiner Nähe zu dem weltberühmten Angkor Wat wohl vermutlich der bekannteste und touristische Ort in ganz Kambodscha. Wenn man bedenkt, dass pro Jahr ca. 6,5 Millionen Menschen aus aller Welt hierher kommen, um sich die Tempel von Angkor anzuschauen, dann ist es nicht verwunderlich, dass die Stadt sich zu dem entwickelt hat was sie heute ist. Es gibt eine erschlagende Anzahl an Unterkünften, ein Restaurant neben dem anderen, süße Cafés, diverse Night- und Streetfood Märkte (über die ganze Stadt verteilt), große Supermärkte, hochwertige Boutiquen und Bekleidungsschäfte, Massagestudios und Unmengen an TukTuks die am Straßenrand auf ihren nächsten Fahrgast warten. Genauso wie in allen großen Städten, die bisher auf unserer Reiseroute lagen, ist auch Siem Reap tagsüber eine komplett andere Stadt als nachts. Tagsüber ruhig, denn alle Touristen sind auf Erkundungstour. Im Kontrast nachts dann lebendig, bunt und laut. Bei der Aufzählung darf man selbstverständlich nicht die berühmte Pub Street auslassen. Dort reiht sich eine Bar an die andere, die versuchen sich mit ihren Angeboten für günstiges Bier und Cocktails zu unterbieten. Zuvor hatten wir gelesen, dass Siem Reap heutzutage durchaus vergleichbar zu Bangkok und der Khaosan Road ist. Diesen Eindruck würden wir bestätigen. Nur mit dem großen Unterschied, dass einerseits die Musik in der Pub Street nicht ganz so unerträglich laut (und schlecht) ist wie in Bangkok und es andererseits doch merklich leerer ist. Man kann immer noch entspannt laufen anstatt sich seinen Weg durch das Gedränge der Menschenmassen bahnen. Ebenso ist es möglich sich auf der Straße vor den Bars zu unterhalten, während wir uns auf der Khaosan Road regelrecht anschreien mussten um ein Wort zu verstehen.
Karte
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Beobachtungen, Perspektivwechsel und Erkenntnisse
Nach 6 Wochen in Laos – einem doch noch sehr ursprünglichen Land, dass sich erst in den letzten Jahren für den Tourismus geöffnet hat – sind uns nach nur wenigen Tagen direkt viele Unterschiede zum globalisierten Siem Reap aufgefallen. Durch diese Beobachtungen haben zu einer neuen Perspektive geführt und wir haben gewisse Aspekte anders wahrgenommen bzw. aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
Internationale Marken und Produkte
In Siem Reap gibt es viele internationale Fastfood-Ketten, Markenprodukte im Drogeriemarkt, bekannte Süßigkeiten sowie Biersorten aus aller Welt. Das ist für eine solche Stadt mit weltberühmten Touristenattraktionen nichts Ungewöhnliches. Jedoch war es für uns sehr auffällig und tatsächlich irgendwie erstmal komisch nachdem wir in Laos keine einzige dieser Kette und nur sehr wenige uns bekannte Markenprodukte gesehen haben.
Leben am Existenzminimum und Betteln
Obwohl Laos ein sehr armes Land ist und viele Menschen am Existenzminimum leben, wurden wir ganz selten (vielleicht 3-4 Mal) auf der Straße angesprochen und nach Geld gefragt. Ebenso wurde Trinkgeld nur sehr zögerlich angenommen, manchmal sogar erst nach mehrfachen Versuchen dieses abzulehnen und notwendiger Beteuerung unsererseits, dass es schon in Ordnung sei und wir wirklich zufrieden mit dem Service waren. Im Gegensatz dazu ist Betteln in Siem Reap weit verbreitet. Insbesondere kleine Kinder werden (teilweise in lumpigen Klamotten) losgeschickt, um zwischen den Tischen in Restaurants oder vor Sehenswürdigkeiten Armbänder oder sonstige Kleinigkeiten zu verkaufen. Das krasste was wir erlebet haben war ein kleiner Junge, der mit (gespieltem) von Schmerz verzehrten Gesichtsausdruck auf uns zu lief, jammerte und schrie und uns seine Hand mit scheinbar zusammengeklebten Fingern hinhielt. Da wir uns zuvor informiert hatten und ebenso von unseren Guides bei der Angkor Wat Tour aufgeklärt wurden, wussten wir, dass es sich dabei um einen (Verkaufs-) Trick handelt. Man sollte den Kinder niemals etwas abkaufen oder aus Mitleid Geld schenken, weil es leider am Ende nur das System verstärkt und die Situation der Kinder nicht wirklich verbessert (möglicherweise schlimmer macht?). Neben den Kindern gibt es noch andere unschöne Formen des Betteln. Einerseits verstümmelte, kranke oder behinderte Menschen, die von Angehörigen zur Show gestellt werden (z.B.: in einem kleinen Lastenwagen durch die Straßen schieben), um Mitleid zu erregen und dann um Spenden zu bitten. „Normales“ Betteln und auf der Straße nach Almosen bitten ist ebenfalls verbreitet. Auf der anderen Seite gibt es dann noch kleine Gruppen von Musikern, die mit Schildern welche darauf hinweisen, dass sie Opfer von Landminen oder sonstigen Kriegsverbrechen sind vor den Sehenswürdigkeiten sitzen.
Aufdringliche Verkäufer:innen
Ebenso wurden wir in Laos nur selten bedrängt oder überhaupt angesprochen, wenn wir uns die Speisekarte von einem Restaurant angeschaut haben. In Siem Reap war es nahezu unmöglich die Speisekarte in Ruhe zu lesen bevor man sich entscheiden musste, ob hinsetzen oder weitergehen. Gleiches gilt für die Nachtmärkte: ein ruhiges, interessiertes anschauen der Produkte (ohne Kaufinteresse) ist nicht möglich ohne von den Verkäufer:innen bedrängt zu werden und eine Vielzahl von angetragen Souvenirs oder Klamotten dankend abzulehnen. Zumeist ist uns ziemlich schnell die Geduld und Laune vergangen. Auch die TukTuk Fahrer sind hartnäckig und akzeptieren kein einfaches „Nein, danke“. Erst wenn geklärt ist, dass wir bereits in Angkor Wat waren, schon einen Fahrer gebucht haben und auch morgen oder in den nächsten Tagen kein Interesse an einer Stadtrundfahrt haben darf man ungestört weitergehen und die Straße passieren.
Anders war es im „Künstlerviertel“ (Art Center Night Market), dort haben wir uns in Ruhe schöne Schnitzereien oder wundervollen Bilder anschauen und die Menschen teilweise beim Arbeiten und Malen beobachten können. Die Meisten haben schnell verstanden, dass wir uns für die Sachen und Bilder begeistern, aber kein Kaufinteresse haben. Wirklich bewundernswert wie viele talentierte Künstler:innen es hier gibt. Da waren so einige Prachtexemplare dabei – wow!
Sprachbarriere und Kommunikation
In Siem Reap haben alle Einheimischen mit denen wir Kontakt hatten Englisch gesprochen, und zumeist richtig gut und sehr flüssig (abgesehen von den Kindern). Das scheint hier wohl auch Voraussetzung zu sein für einen Job im Tourismusbereich. In Laos war die Kommunikation dahingehend schonmal schwieriger, auch in den größeren Städten Luang Prabang und Vientiane.
Abschließende Worte
Insgesamt hat uns Siem Reap gut gefallen! Wenn man über die oben aufgeführten negativen Aspekte hinweg sieht hat die Stadt durchaus viel Wohlfühl-Charakter und insbesondere abends herrscht am Flussufer eine tolle Atmosphäre.
Eine bunte, lebendige Stadt mit unzähligen schönen Ecken, diversen Night- und Streetfoodmärkten, tollen Cafés (Little Red Fox🦊😍) und viel Handwerkskunst. Man könnte problemlos mehrere Wochen in Siem Reap verbringen ohne Langeweile zu bekommen. Wir haben unseren Aufenthalt tatsächlich auch zweimal verlängert und waren insgesamt sieben volle Tag hier, dennoch haben wir nicht alles von unserer ToDo Liste abhaken können.
Leider war unser Hotel zum bevorstehenden Wochenende bereits voll ausgebucht, sodass wir uns für die letzten beiden Tage nochmal eine neue Unterkunft suchen mussten. Bei der großen Auswahl sind wir natürlich schnell fündig geworden. Das neue Hotel sollte etwas größer sein, aber zu einem ähnlichen Preis (ebenfalls inkl. Frühstück) und nur wenige Straßen weiter, also auch zentral gelegen. Am Wechseltag haben wir dann morgens eine Nachricht erhalten, dass das neue Hotel aufgrund eines Fehlers im Systems ausgebucht sei und keine Zimmer mehr frei wären. Im Gegenzug wurde uns zu denselben Konditionen ein Zimmer in einem anderen Hotel angeboten. Zuerst waren wir zögerlich und skeptisch. Doch nachdem wir uns das Hotel (Resort) im Internet angeschaut hatten, haben wir uns bereitwillig Einverstanden erklärt. Die Bilder sahen vielversprechend aus. Das einzige Manko war, dass das Resort ein kleines Stück außerhalb an einer großen Hauptstraße ohne Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants lag. Der Wechsel erwies sich als enormes Upgrade. Das Zimmer war zwar einfach (vermutlich die hier niedeigste Preisklasse), aber das Resort hatte einen wunderschönen Pool umsäumt von Palmen – einfach paradiesisch! Eine Poolbar, Restaurant, Frühstücksbuffet und ein kleines Gym gab es dort auch. Die pure Wohlfühloase! Unfassbar, wenn man bedenkt zu welchem Preis wir hier übernachten durften.









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