Reisemüdigkeit

Eine Abenteuer- und Entdeckungsreise, wie wir sie machen, ist ein wunderbares und vermutlich einmaliges Erlebnis im Leben. Wir genießen die Zeit in vollen Zügen — und dennoch können wir nicht leugnen, dass es auch Tage gibt an denen wir einfach nur erschöpft sind und keine Lust auf neue Eindrücke, Begegnungen und überfüllte Sehenswürdigkeiten, sowie weitere Planung und Organisation, haben. Alle die selbst schonmal über einen längeren Zeitraum unterwegs waren wissen genau wovon wir sprechen, wenn wir sagen dass Reisen wirklich anstrengend ist und durchaus ziemlich kräftezehrend sein kann.

Es ist wichtig immer wieder Pausetage einzulegen, um Erlebtes sacken zu lassen, Schlaf nachzuholen und neue Kraft und Motivation zu schöpfen. Im Vergleich zu vielen anderen Reisenden sind wir schon deutlich langsamer unterwegs und verbringen häufiger ruhige Tage ohne tagesfüllende Aktion. Oder wir planen zusätzliche Nächte in winzigen Dörfern vor oder nach den Abenteuern und Aktionen dort ein. Jedoch steht für uns an solchen Tagen meistens nicht nur Erholung an, sondern ebenfalls Blog schreiben, Fotos sichern und sortieren und Weiterreise planen. Oder wir lassen uns spontan doch von anderen Dingen in den Bann ziehen und erleben ungeplant das nächste Highlight. Irgendwie sind wir gut darin und zwar vorzunehmen einen entspannten Tag am Pool einzulegen, im Hotelzimmer einen Filmnachmittag zu machen oder stundenlang in einem gemütlichen Café zu sitzen und zu lesen, jedoch setzten wir diesen Plan dann oft nicht in die Tat um. Nach nun fast vier Monaten auf Reise, ständigem Ortswechsel und unzähligen Abenteuern und besonderen Momenten ist nun wohl der Zeitpunkt unserer „Reisemüdigkeit“ gekommen. Wir haben das Gefühl wir brauchen eine richtige Pause und Abstand vom Alltagsleben als Weltenbummler, quasi Urlaub von der Reise. Daher wollen wir die nächsten Wochen bewusst ruhiger angehen lassen, auf die Erschöpfungssignale unserer Körper hören und nochmal eine längere Zeit an einem Ort bleiben. Mal schauen, ob oder wann und das tatsächlich gelingen wird…

Das Problem bzw. der Zwiespalt besteht darin, dass man natürlich auch nichts verpassen möchte. Das (Pflicht-) Gefühl und der innerer Drang, dass man die Chance hier zu sein doch auch nutzen muss und sich zumindest die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Region anschauen könnte dominiert häufig. Alle Aktionen, Touren und Sehenswürdigkeiten sind weiterhin super und machen Spaß, aber eigentlich ist das Maß an Aufnahmefähigkeit und Entdeckungslust aktuell ausgeschöpft. An manchen Tagen fühlt es sich fast nach einer Pflicht an sich den nächsten und wieder nächsten Tempel, Königspalast oder Naturwunder anzuschauen. Natürlich haben wir uns unter anderem genau dafür auf den Weg gemacht, aber bei einer langen Reise geht es um so viel mehr als nur Sehenswürdigkeiten und berühmte Orte abzukappern. Wirklich genial sind die Erlebniswerte sonst auch nicht, wenn man sich die Dinge zwar anschaut, aber keine Euphorie mehr entwickeln kann und ein Gefühl der Gleichgültigkeit dominiert. Das ist vermutlich ganz normal und nicht unbedingt verwunderlich bei der hohen Dichte an Abenteurern und Erlebnissen.

Rucksack packen und stundenlange Busfahrten

Alle paar Tage den ganzen Kram wieder zusammen zu packen und in den Rücksäcken zu verstauen kostet uns auch immer wieder Kraft, Zeit und vor allem Nerven. „Der Bus fährt um 08 Uhr ab. Also müssen wir hier spätestens um 07 Uhr los, vorher noch Sachen packen und frühstücken. Sprich um 05:45 Aufstehen, damit zeitlich alles gut passt?!“ Und obwohl wir unsere Rücksäcke inzwischen schon diverse Male ein- und ausgepackt haben, gibt es doch immer wieder Tage an denen es gefühlt viel schwieriger ist alles zu verstauen und den Rucksack am Ende auch zu zu bekommen.

Naja, und das stundenlange Fahrten in engen, stickigen Bussen keinen Spaß machen und anstrengend sind müssen wir euch wohl nicht erklären.

Verpflegung ohne eigenen Kühlschrank…

Sich jeden Tag aufs Neue um Frühstück und Abendessen „kümmern“ zu müssen ist ebenfalls auf eine gewisse Art nervig. Ein Großeinkauf, Lagerung von Lebensmitteln, selbst Kochen bzw. die Zubereitungen von Mahlzeiten ist in vielen Unterkünften eher schwierig bis unmöglich und wäre meistens auch sehr viel teurer als ins nächstbeste Café oder Restaurant zu gehen. Insgesamt macht es uns richtig viel Spaß die Nationalspeisen und regionalen Spezialitäten zu testen und immer wieder neue persönliche Highlights und Lieblingsgerichte zu entdecken. Das gehört zum Reisen und Entdecken von Land und Kultur schließlich auch dazu! Trotzdem is es an so manchen Tagen auch anstrengend und herausfordernd sich erneut auf exotisches Essen, neue Gerichte und Experimente einzulassen. Vor allem während man doch eigentlich auch mit einer einfachen Scheibe Brot mit Käse, Portion Nudeln mit Pesto oder schnellen Tiefkühlpizza zufrieden wäre. Abendessen in Jogginghose im Bett/auf dem Sofa und dabei einen Film schauen vermissen wir durchaus schonmal. Auch nach langen anstrengend Tagen muss man sich abends nochmal aufraffen und losziehen. Meistens ist der Weg nicht super weit, wir hatten jedoch auch schon abgelegenere Unterkünfte am Stadtrand dabei, von denen wir bis zum nächsten Restaurant mindestens 20-30 Minuten laufen mussten. Inzwischen ist es zur Routine geworden, dass wir mehrere Tage hintereinander in dasselbe Restaurant oder Café gehen, wenn wir was gutes gefunden haben. Dann muss man nicht jeden Tag neu entscheiden und weiß was einen erwartet.

Zum Frühstück gibt es oft nicht viel Auswahl, sodass wir an vielen, vielen Tagen dasselbe essen: Eier mit Baguette/Toast, dazu Instant Kaffee oder schwarzer Tee und mit ein bisschen Glück gibt es frisches Obst dazu. Meistens freuen wir uns, wenn die Unterkunft schon Frühstücksoptionen anbietet. Die Zeiten sind an den touristischen Alltag angepasst (i.d.R. 07-09 Uhr), sprich, bevor man früh morgens auf eine anstrenge Tagestour startet, kann man sich vorher stärken. Nur wenn man eigentlich den Bedarf hat mal richtig auszuschlafen und einen gammeligen Vormittag im Bett zu verbringen, sind die Frühstückszeiten ungünstig. Wenn es jedoch in der näheren Umgebung der Unterkunft keine andere Möglichkeit für ein gutes (westliches) Frühstück gibt, muss man sich wohl oder übel auch an einem Erholungstag früh aus dem Bett quälen. In den größeren, touristischeren Städten freuen wir uns dann zugegebenermaßen doch auch über moderne Cafés mit westlichem Frühstücksangebot.

Ein Hauch von Heimweh?

Während in den letzten Monaten meistens das Gefühl von Neugier und Entdeckunslust dominiert hat, ist nun der Zeitpunkt erreicht, an dem wir uns immer häufiger auch nach geselligen Abenden und guten Gesprächen mit vertrauten Menschen im Freundes- und Familienkreis sehnen. Jede neue Begegnung ist bereichernd und inspirierend, aber halt auch anstrengend. Man muss sich täglich auf neue und ganz unterschiedliche Menschen einlassen und spricht immer wieder über dieselben Dinge. Gespräche über unsere persönlichen Gedanken oder aktuelle Gefühlslage bleiben zumeist aus. Zum Glück haben wir uns gegenseitig! Wir haben in den vergangenen Wochen immer wieder festgestellt, wie wunderschön es ist diese Reise und alle Abenteuer gemeinsam erleben zu dürfen und alle Erinnerungen und Erfahrungen zu teilen. Wir können aber auch nicht leugnen, dass es auch sehr herausfordernd sein kann tagtäglich von morgens bis abends aufeinander zu hängen und nur wenig andere Gesprächspartner:innen zu haben. In jedem Fall ist klar: wir sind ein super Team!

So, genug gejammert! Uns ist natürlich bewusst, dass wir uns einen Traum erfüllen, der für viele Menschen unerreichbar ist und dafür sind wir sehr dankbar. Gleichzeitig gehören aber auch Tiefpunkte und negative Gefühle wie oben beschrieben zu einer Weltreise dazu, daher möchten wir natürlich auch diese mit euch teilen.

1 Kommentar zu „Reisemüdigkeit“

  1. Oh, ich kann Euch so gut verstehen und wünsche Euch, dass Ihr einen ganz wunderbaren Rastplatz für Körper, Geist und Gefühle findet! Und den alten Spruch, dass man sich immer noch was für die nächste Reise aufheben muss, kennt Ihr sicher auch.

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