Pomelo Homestay

Tag 70 bis 72 – Im Verlauf unserer Reise haben wir schon mehrfach darüber nachgedacht ein paar Tage in einem sogenannten Homestay, sprich bei Einheimischen zu Hause zu verbringen. Nun sollte der Zeitpunkt gekommen sein. Da man trotz guter Rezensionen und positiven Geschichten nie genau weiß, was einen tatsächlich erwartet, haben wir uns erstmal für einen kurzen Aufenthalt von zwei Nächten entschieden. Vermutlich ist das aber auch gleichzeitig die Mindestanzahl an Übernachtungen, die es braucht, damit man überhaupt ausreichend Zeit hat um richtig anzukommen und den/die Gastgeber:in kennen zu lernen.

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Die Kommunikation im Voraus lief reibungslos und unser Gastgeber Vireak wirkte sehr sympathisch und hilfsbereit. Bei unserer Ankunft waren wir daher durchaus ein bisschen überrascht über seine zurückhaltend und schüchterne Art. Wir hatten zwar zuvor in Bewertungen gelesen, dass Vireak ein eher introvertierter Mensch ist und seine Zeit braucht um warm zu werden und persönliche Bindung aufzubauen. Dennoch haben wir nicht damit gerechnet, dass er bei unserer Ankunft scheinbar schon nach zwei bis drei Fragen eine kurze Auszeit und Pause brauchte. Zumindest hat er uns mit frischer Wassermelone und kaltem Wasser einfach alleine dort sitzen lassen und ist kommentarlos auf sein Motorrad gestiegen und davongefahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er uns bereits unsere Schlafplätze gezeigt. Weitere Informationen zu Essenszeiten, Preis und Bezahlung oder wo sich das Badezimmer befindet, haben wir nicht erhalten. Nach 10 Minuten kehrte Vireak mit dem Stamm einer Bananenpalme zurück und erzählte und aus dem Nichts, dass er damit heute Abend für uns eine Suppe kochen würde. Bis zum Essen könnten wir noch die Insel Kaoh Trong (eine Sandbank im Mekong, direkt vor der Stadt Kratie), auf der das Homestay liegt, erkunden. Alles Weitere dann später.

Vireak lebt in einfachen Verhältnissen (alleine, ohne Frau und Kinder) und so war auch die Unterkunft: ein Holzhaus auf Stelzen. Der freie Platz unter dem Haus dient als Ablagefläche für alles Mögliche, oben im Haus befindet sich der Wohnraum. Direkt am Treppenaufgang gibt es eine kleine Terrasse, die zeitgleich den Hauseingang darstellt. Dahinter liegt ein großer offener Raum mit einer einzigen dünnen Wand als Abgrenzung zur Küche. Die Schlafplätze bestanden aus einfachen Matratzen (jeweils für 2 Personen) auf dem Boden, die nur durch aufgespannte Vorhänge abgetrennt waren. Wirkliche Privatsphäre gibt es also nicht. Die Betten waren aber in jedem Fall sehr bequem mit gemütlichen Decken und zu unserer Überraschung auch einem Moskitonetz. Allein fürs Wohlbefinden war das Moskitonetz Goldwert, denn sowohl der Boden als auch die Wände sind nicht komplett dicht, sondern einfache Holzbretter mit Schlitzen dazwischen und eine Tür gab es auch nicht. Dementsprechend war das gesamte Haus relativ offen und einfach zugänglich für Mücken und weitere Insekten. Zudem hat Vireak drei Katzen, die bei nicht Verwendung des Moskitonetzes ihre Chance wittern und es sich gerne tagsüber in den Betten bequem machen. Das Badezimmer befindet sich im gleichen Raum wie Küche und Esszimmer, nur durch dünne Holzbretter und etwas Wellblech vom Rest des Raumes getrennt, also auch hier eher keine Privatsphäre. Eine „richtige Dusche“ gibt es nicht. Wenn man Duschen möchte füllt man eine kleine Wanne mit Wasser und schüttet sich diese einfach über den Kopf. Für uns galten in diesen zwei Tagen dieselben Bedingungen wie für Vireak selbst, ohne Ausnahme.

Im Abend stellt sich heraus, dass wir nicht die einzigen Gäste waren. Die nächsten beiden Tage sollten wir also nicht mit Vireak alleine, sondern noch gemeinsam mit einer Gruppe von vier Schweizer:innen verbringen. Eine sehr nette Truppe mit denen wir uns gut verstanden haben. Nur für die ganz persönliche Homestay-Erfahrung und Interaktion mit unserem Gastgeber Vireak war diese Gegebenheit nicht optimal. Schade, dass er sich mit sechs fremden Menschen im Haus (die all dieselbe Sprache sprechen) scheinbar ein bisschen unsicher gefühlt hat oder zumindest sehr zurückhaltend war. Beim gemeinsamen Kochen stellte sich schnell heraus, dass es einige Gesprächsthemen (z.B.: Essen und Kochen) gibt, die Vireak für seine Verhältnisse richtig gesprächig machen, während er sich bei anderen Fragen oder Themen unwohl fühlt und entweder gar nicht oder nur sehr zögerlich antwortet. Vermutlich hat auch die Sprachbarriere eine Rolle gespielt.

Vireak liebt es zu Kochen und probiert sich gerne am Herd mit Gerichten aus. In den beiden Tagen hat er uns wirklich mit reichlich leckerem Essen versorgt. Zum Abendessen gab es jeweils eine exotische Suppe mit Zutaten von der Insel: (1) Stamm einer Bananenpalme in einer Brühe mit Tamarinde als Geschmacksträger (2) Bambussprossen mit Blättern der Chili-Pflanze. Dazu gab es jeweils eine Portion Reis und einige weitere Speisen bzw. Salate (1) gebratene Zucchini mit Ei (2) frittiertes Gemüse (3) gebratene Tomaten mit Knoblauch und Gewürzen (4) Wok-Gemüse. Zum Nachtisch gab es an beiden Abenden jeweils Wassermelone. Das Frühstück bestand ganz klassisch aus Spiegelei mit Baguette und einer Portion Obst dazu, sowie Kaffee oder Blue Butterfly Tea. Am Bier im Kühlschrank konnten wir uns frei bedienen.

Blue Butterfly Tea – Beim heißen Aufguss nimmt das Wasser aufgrund der blau-violetten Blüten, die für diesen Tee verwendet werden, eine intensive (natürliche) bläuliche Färbung an. Träufelt man nun Limetten- oder Zitronensaft hinein, verfärbt sich der Tee rosa/lila. Faszinierend! Und dazu soll dieser Tee scheinbar sehr gesundheitsfördernd sein.

Fazit

Rückblickend war Erfahrung bei Vireak ein perfekter Start. Wir haben uns insgesamt durchaus wohl gefühlt (hätte auch anders sein können) und sind nicht abgeneigt, sondern im Gegenteil ziemlich positiv gestimmt in Zukunft hier und da nochmal einige Tage in einem Homestay zu verbringen. Zugleich hat die Zeit bei Vireak die Messlatte nicht extrem hoch gesetzt, sodass wir nun von jedem anderen Homestay enttäuscht wären.

1 Kommentar zu „Pomelo Homestay“

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