Abstecher in zwei kleine Städtchen nördlich von Luang Prabang
Tag 25 bis 29 – Unsere ursprünglich geplante Route sollte uns eigentlich von Luang Prabang aus in Richtung Süden bis hin zur Grenze von Laos führen. Während unseren Aufenthaltes in der wunderschönen, charmanten und gleichzeitig ruhigen Stadt Luang Prabang haben wir uns dann spontan überlegt doch nochmal einen Abstecher in Richtung Norden zu zwei kleineren Orten zu machen, bevor es weitergehen sollte in die Touristenhochburg bzw. Partyort Vang Vieng. Nong Khiaw und Muang Ngoy sind noch immer sehr ursprünglich (trotz der Öffnung für den Tourismus), sodass man kann dort einen kleinen Einblick in das authentische Leben der Einheimischen erlangen kann.
Karte
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Nong Khiaw
In den 3 Tagen Aufenthalt haben wir uns an den ruhigen Puls und Rhythmus der kleinen Stadt angepasst und die Tage entspannt verbracht, auch weil Ina sich zuvor eine leichte Magenverstimmung und Erkältung eingefangen hatte. Gemütliches Aufstehen und zum Start in den Tag ein Frühstück auf unserem Balkon genießen, danach den restlichen Tag von Lust und Laune treiben lassen. Hier und da ein kurzer Spaziergang, frisches Obst kaufen, Kaffee trinken oder im kühlen klimatisierten Zimmer mit wunderbarer Aussicht auf den grün-blau schimmernden Fluss (Nam Ou) arbeiten, Blog schreiben oder Serie schauen. Im Gegensatz zu den belebteren Großstädten werden hier abends auch zeitig die Bordsteine hochgeklappt, entsprechend kehrt früh Nachtruhe ein. Nichtsdestotrotz durften ein paar Aktivitäten und Abenteuer zur Erkundung der Gegend selbstverständlich nicht fehlen.
An einem der Morgende haben wir uns also (mal wieder) früh aus dem Bett gequält, um pünktlich zum Sonnenaufgang einen Aussichtspunkt zu erklimmen. Um 05 Uhr hat der Wecker geklingelt, kurz darauf sollte der Aufstieg zum Sleeping Lady Viewpoint beginnen. Wir haben den steilen Weg und die notwendige Zeit, um die 350 Höhenmeter bis ganz nach oben zu klettern deutlich unterschätzt. In Kombination mit Ina’s leichten Erkältung und der kurzen Nacht war der Aufstieg qualvoll. Die extreme Anstrengung bei der unverhofft harten Kletterpartie hat bei Ina zu Übelkeit und Schwindel gefühlt und wir mussten immer wieder Pausen einlegen. Mit dem Wissen, dass wir den ganzen Weg später auch irgendwie wieder zurück klettern mussten, waren wir mehrfach kurz davor aufzugeben. Doch dann haben wir es schlussendlich bis nach oben geschafft! Nur leider zu spät für den Sonnenaufgang. Die Enttäuschung war aber nicht allzu groß, denn wie sich dann oben angekommen herausgestellt hat, hätten wir den Sonnenaufgang selbst aufgrund der dichten Wolkendecke vermutlich sowieso nicht zu Gesicht bekommen. Die tolle Aussicht auf das unter uns im seichten Licht des Morgens erwachende Dorf haben wir natürlich trotzdem genossen, und das in friedlicher Einsamkeit, denn außer uns war niemand dort. Man würde vielleicht erwarten, dass zu dieser frühen Stunde (06:30 Uhr) noch nicht viel los war – falsch gedacht! Die Hähne haben dafür gesorgt, dass auch bloß alle rechtzeitig zum Sonnenaufgang wach sind und dann beginnt auch prompt das geschäftige Treiben der Einheimischen. Die Geräuschskulisse war faszinierend und auch von dem Aussichtspunkt gut zu hören.
Kuriose Fakten zum Sleeping Lady Viewpoint
Der Aussichtspunkt ist nicht frei zugänglich, sondern kostet für Touristen Eintritt. Das ist erstmal nicht unbedingt verwunderlich, viele Viewpoints Aussichtspunkte nehmen eine kleine Gebühr. Jedoch normalerweise zumeist nur die viel besuchten mit hohem Andrang. Im Internet sind die Öffnungszeiten an Sonnenauf- und Sonnenuntergang angepasst. Und so trafen wir am Eingang tatsächlich um 05:20 Uhr eine Frau an, die uns das Tor öffnete und abkassierte. Da es sich also um einen offiziellen, ausgeschilderten Aussichtspunkt (inkl. Eintritt) handelt haben wir – im Gegensatz zu dem unbekannten Geheimspot auf der Felsspitze während des Motorradloops in Thailand – nicht damit gerechnet, dass es sich bei dem Weg nach oben nicht ansatzweise um einen „Weg“ handelt, sondern auf engen Pfaden und über Felskanten steil bergauf geht. Es ist Vorsicht geboten, teilweise ist Klettern angesagt. Zum Glück gibt es viele (gigantische) Baumwurzeln, an denen man sich gut festhalten kann. An den wirklich fiesen und gefährlichen Stellen haben die Betreiber Drahtseile installiert oder provisorische Treppenstufen aus Holzbalken gebaut. Die waren auch wirklich notwendig! Rückblickend ist es schon krass, dass uns die Frau am Eingang kommentarlos hat vorbeiziehen lassen ohne jegliche Hinweise oder Warnungen. Zumal es zum Startzeitpunkt ja noch komplett dunkel war und der Pfad nicht beleuchtet. Zum Glück hatten wir Taschen- und Stirnlampe dabei. Scheinbar gelten hier andere Standards, sowas würde es in Deutschland oder Europa wohl nicht geben. Für die Einheimischen ist ein befestigter Weg mit richtigem Geländer halt auch nicht notwendig: auf dem Weg nach oben sind uns drei einheimische Kids entgegengekommen, ohne Taschenlampen, in Flipflops und scheinbar leichtfüßig ohne jegliche Anstrengungen (wo die drei zu dieser frühen Stunde herkamen bleibt uns weiterhin ein Rätsel…). Naja, und die wenigen Touristen, die sich auf den Weg in das abgelegene Nong Khiaw machen wollen doch schließlich Abenteuer. Und das war es schließlich auch: ein weiteres spannendes und kurioses Abenteuer, welches wir nicht so schnell vergessen werden.
In Nong Khiaw ist lediglich die Haupt- und Durchfahrtsstraße befestigt. Darüber hinaus gibt es keine asphaltierten Straßen, sondern lediglich sandige und staubige Wege.
An einem der anderen Tage haben wir uns im späten Nachmittag ein Kajak ausgeliehen für eine kleine entspannte Paddeltour im Sonnenuntergang auf dem idyllischen Nam Ou Fluss.




Muang Ngoy
Am vierten Tag sollte es dann von Nong Khiaw mit dem Boot weitergehen nach Muang Ngoy. Der Ort ist noch kleiner als Nong Khiaw und tatsächlich nur auf dem Wasserweg zu erreichen, zumindest gibt keine anderen öffentlichen Verkehrsmittel als Boote. Im Gegensatz zur vorherigen Slowboat-Tour war die Fahrt in den kleinen Longboat auf dem malerischen Nam Ou Fluss wunderschön! Eine faszinierende Landschaft, unberührte Natur, einzelne Häuser von Einheimischen mit prächtigen Kräuter- und Gemüsegärten, badende Kinder, blau-grün schimmerndes Wasser und alle paar Meter eine Herde friedlich grasender Wasserbüffel am Ufer. Schade, dass wir bereits nach einer Stunde in Muang Ngoy angekommen sind. An dieser idyllischen Kulisse konnten wir uns gar nicht satt sehen.
Nach unserer Ankunft haben wir einen Rundgang durch den Ort gemacht. Nach ca. einer Stunde haben wir dann auch alles gesehen und besichtigt, was es dort zu sehen und besichtigen gibt. Das „Zentrum“ von Muang Ngoy (= die eine befestigte Straße und Gegend rund um den Bootsanleger) ist auf den Tourismus ausgelegt: kleine Verkaufsstände mit kalten Getränken am Straßenrand, gepflegte Gästehäuser, Wäscheservice, Angebote für geführte Wandertouren durch die Dschungellandschaft oder zu weiteren winzigen Bergdörfern und eine Vielzahl an Restaurants (teilweise mit westlichem Essen). Darüber hinaus gibt es einen Tempel, eine Schule und Holzhütten in denen die Einheimischen leben.
Im späten Nachmittag haben wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt gemacht. Der Aufstieg war mal wieder ein erinnerungsträchtiges Abenteuer: der Pfad eine vergleichbare Kletterpartie wie in Nong Khiaw, nur dass es dieses Mal auf dem Hinweg hell und auf dem Rückweg dunkel war. Besonders war jedoch, dass uns auf der unteren Hälfte mehrere kleine süße Bergziegen begleitet haben und wir von den Geräuschen der umliegenden Dschungellandschaft umhüllt wurden. Anfangs hatten wir auch diesen Aussichtspunkt für uns alleine. Kurz vor Sonnenuntergang hat es sich dann jedoch sehr schnell, sehr gut gefüllt. Schön anzusehen war das goldene Licht in den Bergketten natürlich trotzdem.
Unsere Unterkunft war einfach, aber hervorragend: ein kleines Holzbungalow mit eigenem Bad, über dem Bett ein Moskitonetz, in der Nacht eine gemischte Geräuschkulisse von Tiergeräuschen (streuende Katzen und Hunden, Frösche, Grillen, etc.) und morgens wurden wir pünktlich zum Sonnenaufgang von dem Geschrei der Hähne geweckt.
Am nächsten Morgen ging es direkt nach dem Frühstück mit dem Boot zurück nach Nong Khiaw und von dort aus weiter mit dem Bus bis Luang Prabang. Die Rückfahrt war spektakulär: zwischen den Bergketten hing dichter Nebel über dem Fluss. Diese besondere Stimmung war einzigartig und kaum möglich so auf Fotos einzufangen.






Fazit: Unsere persönliche Wahrnehmung und Gedanken
Das Zusammenleben in den kleinen abgelegenere Städtchen (sowie Orten auf dem Weg dorthin) scheint tatsächlich noch sehr ursprünglich. Es wirkt so, als würde jeder auf seine Art und Weise zur Dorfgemeinschaft beitragen, indem er eine Aufgabe übernimmt. Einige verkaufen am Straßenrand Obst und Gemüse, andere führen ein kleines Restaurant im Stil einer Suppenküche. Es gibt kleine Mini-Supermärkte, Krimskrams Läden, Bauarbeiter, Werkstätten und so Weiter. Dabei vermittelt das Verhalten der einheimischen den Eindruck, dass Zusammenhalt, Gemeinschaft und Familie wichtige Werte darstellen und das Miteinander prägen.
Dennoch haben sich die beiden Orte (nachdem was wir gelesen und gehört haben) in den letzten Jahren wohl bereits stärkt verändert und sich immer mehr an den rasant steigenden Andrang von Reisenden, die auf der Suche nach Abgeschiedenheit und ursprünglichem Leben sind, angepasst – wodurch der authentische Charakter verloren geht. Diesen Eindruck würden wir nach unserem Aufenthalt bestätigen. Gleichzeitig sind wir super froh und dankbar, dass wir scheinbar gerade noch rechtzeitig hier waren, um einige der verbliebenen Reste und Spuren des authentischen, unabhängigen Lebens der Einheimischen zu entdecken. Natürlich gibt es weitaus ländlichere Gebiete und abgeschiedeneres Leben, an diese Orte kommt man als Tourist jedoch nicht so einfach hin. Und ob man dort herzlich empfangen oder doch als Störenfried und reicher Tourist, der sich für was Besseres hält, wahrgenommen werden würde ist fraglich.
Denn auch wenn uns viele Einheimischen sehr freundlich begegnet sind und Tourismus die Entwicklung der Infrastruktur vorantreibt, kann man nicht leugnen, dass Tourismus auch viele negative Aspekte birgt und nur bedingt gut für eine Dorfgemeinschaft ist. Ein Großteil des Geldes bleibt vermutlich bei Tourenanbietern und Reiseagenturen hängen, sodass die dort lebenden Menschen nur wenig profitieren. Die Weiterentwicklung und Einfluss anderer Kulturen ist durchaus wertvoll, aber führt zugleich zur Veränderung des ursprünglichen Charakters.