Eisige Temperaturen in Thailand? – Zugfahrt Richtung Norden
Tag 5 – Um die lange Distanz von fast 800km zwischen Bangkok in Zentralthailand bis in die Provinzstadt Chiang Mai im Norden von Thailand zurückzulegen, bietet sich der Expresszug an. Dieser fährt täglich, sowohl über Tag als auch mit der Variante als Nachtzug. Wir haben uns für den Nachtzug entschieden in der Hoffnung, dass die 13 Stunden schneller vergehen, wir ausgeruhter ankommen und uns zugleich eine Übernachtung sparen können. In diesem Fall ist es uns zum Verhängnis geworden, dass wir unsere Reise nicht im Voraus durchgeplant haben, sondern schrittweise buchen. Die Schlafwagenabteile waren leider schon viele Tage vorher ausgebucht, sodass wir mit normalen Sitzen vorlieb nehmen sollten. Zuerst waren wir natürlich ein bisschen frustriert, auch weil wir die berühmten und unter Backpackern bekannten Schlafkabinen gerne in echt gesehen hätten. Dann haben wir uns jedoch auch schnell damit abgefunden und konnten uns immerhin noch während der Zeit in Bangkok mental darauf vorbereiten.
„Naja schade, aber so schlimm wird es ja schon nicht werden“ – Ob wir uns da nicht getäuscht haben sollten?
Nachdem wir morgens noch ausgiebig gefrühstückt und uns tagsüber durch die Gassen Bangkoks haben treiben lassen, sollte der Zug abends um 20:01 Uhr abfahren. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn, wurde diese Abfahrtszeit auch pünktlich eingehalten. Mit ausreichend Puffer haben wir uns um 19 Uhr ein Taxi zum Bahnhof genommen und dachten, dass wir dann bestimmt dort noch eine Weile warten müssten. Falsch gedacht: 20 Minuten vor Abfahrt startete das Boarding inkl. Ticketkontrolle, Platzzuweisungen und Gebäckverstauung, damit es dann pünktlich losgehen konnte.
Karte
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Unser erster Eindruck nach dem Einstieg war zugleich skeptisch und optimistisch. Breite Sitze mit verstellbarer Rückenlehne und ausreichend Beinfreiheit ließen auf eine nicht ganz so schlimme Nacht hoffen. Ganz im Gegensatz zu den vielen lauten Ventilatoren, die für kalten Durchzug gesorgt haben und dem grellen Deckenlicht. Ansonsten war der Zug insgesamt eher rustikal und die Fenster eine Konstruktion aus losen in Holzrahmen eingehängte Glasplatten, die immer einen kleinen Luftspalt offen lassen. Bei Abfahrt am Bahnhof in Bangkok standen die Fenster offen und wir haben mit guter Laune die warme Abendluft und den Fahrtwind im Gesicht genossen – auf in ein neues Abenteuer! Es hat nicht lange gedauert, bis wir das Stadtgebiet verlassen hatten uns es draußen in der dunklen Landschaft nichts mehr zu sehen gab. Also wollten wir das Fenster schließen und uns auf die Nachtruhe vorbereiten. Nur leider war das nicht möglich, weil sich das Fenster an unserem Platz nicht schließen ließ, anscheinend ungünstig verkeilt oder kaputt. Kurz darauf stellte sich heraus, dass unser Fenster nicht das einzige im Wagon sein sollte, dass man nicht zu machen konnte. Zum Glück gab es immerhin einen robusten Windschutz. Das reichte für den Moment auch vollkommen aus. Zu dem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, wie sich das Wetter auf dem Weg Richtung Norden ändern sollte.
Mit jeder Stunde wurde es merklich kälter und die Außentemperatur hat sich bis auf 10°C abgekühlt, sodass uns mit unseren kurzen Hosen und T-Shirts, die wir bei Abfahrt mit 27°C in Bangkok getragen haben sehr schnell sehr kalt wurde. Im Laufe der Fahrt haben wir Alles, was wir an warmen Klamotten, Tüchern und Deckenerstatz dabei hatten aus unseren Rucksäcken gekramt und versucht in eisiger Kälte und mit beständigem Luftzug trotzdem ein paar Stunden Schlaf zu finden. Das hat so semi gut geklappt, wir sind doch ziemlich gerädert und durchgefroren in Chiang Mai angekommen. Kurz vor Ankunft am Bahnhof trat eine Frau in unser Abteil, lief langsam druch die Reihen und verkaufte Kaffee. Das war zugleich der schlechteste und beste Kaffee, den wir seit Langem getrunken haben. Scheußlich im Geschmack, aber wenigstens heiß und somit wohlig wärmend.






Nach Ankunft in Chiang Mai haben wir erstmal ein paar Stunden geschlafen. In dem Moment war die Zugfahrt alles andere als ein tolles Abenteuer oder spannende Erfahrungen, aber im Nachhinein können wir drüber schmunzeln und werden die eisige Nacht im Zug in Thailand bestimmt nicht so schnell vergessen.
Den eigenen Atem vor Kälte in die Luft aufsteigen zu sehen, ist nicht unbedingt das, was man sich unter thailändischem Wetter vorstellt.