Kulturtag in Luang Prabang

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Sai Bat & Wat Mai Souvannapomaram

Unser Kulturtag in Luang Prabang sollte früh beginnen. Um 06 Uhr morgens haben wir uns aus dem Bett gequält, um die morgendliche „Sai Bat“ oder „Morning Alms“ Zeremonie zu beobachten. Dabei handelt es sich um eine alte laotische, buddhistische Tradition. Die Mönche, welche in den Klöstern im Stadtzentrum leben, ziehen jeden Morgen zum Sonnenaufgang in einer kleinen Prozession durch die Straßen und sammeln Almosen. Dabei geht es nicht um Geld oder andere materielle Güter, sondern vielmehr um Nahrungsmittel für den jeweiligen Tag. Es gibt einen gekennzeichneten Weg, den die Mönche schweigend in einer Reihe hintereinander entlang laufen. Am Wegrand knien Menschen (oder sitzen/hocken auf winzigen Stühlen) mit vorbereiteten Essensgaben und legen diese den vorbeigehenden Mönchen in ihre Körbe oder Taschen.

Wir haben uns die morgendliche Prozession vor dem Wat Mai Souvannapomaram angeschaut. Diese war erstaunlicherweise relativ kurz und hat nur wenige Minuten gedauert. Vielleicht weil die Anzahl der Mönche (11) gering war und es nicht lange gedauert hat, bis alle ihre Körbe gefüllt waren. Oder vielleicht haben wir uns aufgrund der scheinbar wichtigen Bedeutung dieser Prozession auch einfach mehr vorgestellt und entsprechend zu hohe/falsche Erwartungen gehabt.

Uns hat überrascht, etwas verwirrt und durchaus zum Nachdenken angeregt, dass an der Prozession nur ein Erwachsener Mönch und ansonsten nur Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. In der Tempelanlage gibt es laut Beschilderung eine buddhistische Schule, vielleicht gehört die Sai Bat Tradition zur Ausbildung und Unterricht der jungen Mönche? Zudem gibt es anscheinend eine Menge Freiwillige (überwiegend Frauen), die morgens früh dabei helfen die Prozession vorzubereiten: den Weg markieren, Teppiche auslegen, Stühle herbeitragen, Reis kochen und verteilen. Wenn man an der Zeremonie aktiv teilnehmen möchte, kann man laut einem Hinweisschild scheinbar auch im Voraus beim Kloster Reis kaufen und diesen morgens dort abholen. Nach unseren Beobachtungen suchen die Mönche sich Essen nicht selbst aus, äußern Wünsche oder beschweren sich, sondern nehmen alles und in der Menge wie es ihnen in den Korb gelegt wird wortlos an. Am Vortag hatten wir versucht uns bereits ein bisschen schlau zu machen und haben im Internet dazu recherchiert. Dort heißt es, dass man ausschließlich hochwertige und nahrhafte Speisen und keine Supermarktware oder Fertigprodukte spenden sollte. Dennoch haben wir viele Menschen gesehen die dort saßen und neben Reis (dem Hauptnahrungsmittel) Süßigkeiten verteilt haben.

Sowohl im Internet als auch in den angrenzenden Tempel- und Klosteranlagen findet man Informationen dazu, wie man sich als Tourist verhalten sollte, wenn man die Prozession beobachten oder auch daran teilnehmen möchte.

Learning: „How to respect the Sai Bat“ (Infotafel zu Verhaltensregeln ausgestellt am Wat Mai Souvannapomaram)

  • Observe the ritual in silence and contribute an offering only if it is meaningful for you and can do so respectfully.
  • If you do not wish to make an offering, please keep an appropriate distance from morning alms giving ceremony and behave respectfully. Don‘t get in the way of the monks‘ procession or the believers offerings.
  • Don‘t stand too close to the monks when taking photos: distance of at least 3 meters. Don’t use the flash light, these are very disturbing for both the monks and laypeople.
  • Dress appropriately: shoulders, chests and legs should be covered.
  • Please join the morning alms giving with respect and neat. For women, don‘t make any physical contact with the monks.
  • Take part in the almsgiving ceremony by protecting its dignity and its beauty.

Die Hinweise und Verhaltensregeln sind klar und einfach. Für uns zudem eine Selbstverständlichkeit, um der für uns fremden Kultur und Religion mit Respekt zu begegnen. Nur leider denken und handeln nicht alle Touristen so bzw. vermutlich nur ein kleiner Teil. Viele der Schaulustigen (insbesondere chinesische Touristen) standen dicht am Wegrand und haben aus nächster Nähe Fotos und Videos gemacht und die Prozession teilweise den gesamten Weg begleitet. An der Klosteranlage angekommen, haben sich die Mönche in einer Reihe aufgestellt und ein Gebet gesprochen. Wir standen mit (dem Nötigen) respektvollen Abstand in einiger Entfernung am Straßenrand, außerhalb der Tempelanlage und sollten dementsprechend keine allzu gute Sicht haben. Eine Traube von Menschen folgte den Mönchen und baute sich vor ihnen auf, um weitere Schnappschüsse zu ergattern oder das Gebetsprechen aus nächster Nähe – definitiv weniger als 3 Meter – zu filmen. Kurz darauf sind die meisten Touristen schnell wieder verschwunden.

Nachdem die Prozession vorbei war und die jungen Mönche ihre Essensvorräte in ihre Wohnräume gebracht haben, begannen sie gemeinschaftlich damit die Kloster- und Tempelanlage zu fegen und den Müll vom Vortag wegzukarren. Wir haben das Treiben noch einen Moment beobachtet und uns anschließend den Tempel angeschaut. Ein wirklich bezauberndes Kunstwerk! Der Vorbau und das Dach sind komplett aus Holz und anscheinend im traditionellen Luang Prabang Baustil errichtet worden. Die komplette Vorderseite ist mit einer beeindruckenden vergoldeten Schnitzerei versehen, die in vielen kleinen Bildern und mit ganz viel Detailliebe alte Geschichten erzählt. Nicht umsonst heißt es im Reiseführer, dass der Wat Mai Souvannapoumaram der prachtvollste Tempel in der ganzen Stadt sei.

Kulturschock auf dem Morning Market

Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft wollten wir uns das Treiben auf dem Morning Market anschauen. Im Prinzip ist ein Morning Market nicht sonderlich spektakulär und im Gegensatz zu den klassischen Nacht- und Streetfood-Märkten auch nicht für Touristen ausgelegt, sondern für Einheimische, die hier ihre Einkäufe erledigen. In dem verzweigten System aus vielen engen Nebenstraßen habe sich immer mehr und weitere kleine Stände aneinander gereiht. Zu kaufen gibt es alles erdenklich an Lebensmitteln, was in der laotischen Küche eine Rolle spielt.

  • Frisches Obst und Gemüse (insbesondere viel Grünzeug, von dem wir keine Ahnung haben was es ist, aber scheinbar auch häufiger in unserem Essen vorfinden)
  • Unmengen an Eiern
  • Frisches Fleisch in verschiedenen Varianten und Formen (teilweise ein ganzes rohes Huhn)
  • Fisch (oft noch am Stück mit Kopf und Augen), sowie weitere Meerestiere
  • Insekten (roh oder gegrillt), Würmer und andere Tiere (z.B.: Frösche)
  • Gewürze, Tee und Kaffee
  • Nüsse, getrocknete Früchte, eingelegtes Gemüse

Dieser Anblick, die Vielfalt der Gerüche (besonders intensiv: roher Fisch) und der Gedanke an die niedrigen Hygienestandards können einem schon auf den Magen schlagen. Der Appetit und die Lust aufs Frühstück sind uns an diesem Morgen vorerst vergangen. Wir hielten uns nicht lange auf dem Morning Market auf. Die Eindrücke, die wir beim Durchstreifen einiger der belebten Seitenstraßen sammeln konnten, reichten für unseren Geschmack schon vollkommen aus.

  • Lebensmittel liegen offen und unverpackt an der Luft, auch Fisch und Fleisch
  • Teilweise sehr dreckige Marktstände bzw. Tische
  • Am Straßenrand liegen große Decken mit ausgebreiteten (offenen, unverpackten) Lebensmitteln auf dem Boden, an den sich die Menschen dicht vorbei drängen und teilweise auch darüber laufen
  • Kühlung von Fleisch und Fisch ist nicht an allen Ständen gewährleistet (wenn Kühlung, dann ein Bett aus Eiswürfeln)

Am spannendsten war für uns wohl zu sehen, wie einige der Einheimischen ihre Einkäufe transportieren: eine Holzstange über die Schulter gelegt, an deren Ende jeweils ein gefüllter Korb hing.

Wat Xieng Thong

Nach einer kurzen Erholungspause von dem bereits spannenden Morgen und stärkendem Frühstück sollte es weitergehen zum Wat Xieng Thong. Laut unserem Reiseführer handelt es sich dabei um die bekannteste Tempelanlage in Luang Prabang. Als eine Besonderheit des Wat Xieng Thong gilt der „Baum des Lebens“, ein bedeutungsvolles Mosaik in der rückseitigen Außenmauer.

Der Wat Xieng Thong ist durchaus ein schöner Tempel, aber für uns persönlich deutlich weniger faszinierend und einzigartig als die goldene Schnitzerei am Morgen im Wat Mai Souvannapomaram.

Eine Sache, die uns hier zum ersten Mal aufgefallen ist, dass die unterschiedlichen Gebäude in der Tempelanlage verschieden farbige Dächer haben und entsprechend auch unterschiedliche Drachenköpfe (Art und Farbe) an den Spitzen. Diese haben sich ebenfalls von den Drachen und Dachspitzen am Wat Mai Souvannapomaram unterschieden. Eine Erklärung dafür haben wir nicht, vielleicht lässt sich in den nächsten Wochen in Laos und bei weiteren Tempelbesuchen mehr in Erfahrung bringen.

Traditional Arts and Ethnology Centre

Als nächster Programmpunkt stand ein Museumsbesuch auf der Liste, auch mit dem Hintergedanken dort der Mittagshitze zu entkommen. Dazu haben wir uns das TAEC (Zentrum für traditionelle Kunst und Ethnologie) rausgesucht. Das Museum ist sehr klein und umfasst lediglich drei Räume. Dennoch ist die Vielzahl an gebündelten Informationen mit viel zu vielen neuen Wörter und Fachbegriffen durchaus ein bisschen erschlagend. Im TAEC wird die Geschichte und der Hintergrund zu den verschiedenen einheimische Volksgruppen und Stämmen in Laos, welche teilweise auch noch heute verteilt in den verschiedenen Regionen des Landes leben, dargestellt und erklärt. In der Ausstellung wird dabei viel Wert auf die unterschiedlichen traditionellen Trachten und Kleidungen gelegt.

Die für uns wichtigste Erkenntnis war, dass es in Laos nicht die eine Landessprache, einheitliche Kultur oder Lebensweise gibt, sondern diese im Süden und Norden sowie an den Landesgrenzen zu Thailand bzw. Vietnam durchaus sehr unterschiedlich sein können. Das wollten wir von nun an in den nächsten Wochen in Laos stets im Hinterkopf haben und selbst beobachten. Vielleicht sollte dieses Hintergrundwissen uns helfen Land, Leute und Kultur genauer zu beobachten und besser zu verstehen. Darüber hinaus fanden wir den Ausstellungsraum sehr spannend, in welchem ambivalente Themen wie beispielsweise kulturelle Aneignung, geistiges Eigentum oder Copyright im Zusammenhang mit Kultur am Beispiel traditioneller Volkskleidung kritisch diskutiert wurden.

Phousi Hill

Rechtzeitig zur goldenen Stunde und dem Sonnenuntergang haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Das Ziel war der Phousi Hill, ein kleiner Berg im Herzen von Luang Prabang, von welchem man eine tolle 360° Aussicht über die Stadt und Umgebung hat (unter anderem auf den Königspalast). Dieser Ort ist natürlich alles andere als ein Geheimtipp um den Sonnenuntergang zu schauen und entsprechend im frühen Abend total überlaufen. Als wir um 16:30 Uhr oben angekommen sind war es bereits gut voll und das Rumlaufen und Fotografieren zwischen den ganzen anderen Touristen bereits jetzt nervig. Mit jeder Minute strömten weitere Menschen hinauf und es wurde immer voller und enger, sodass es teilweise kaum ein Durchkommen gab und am schönsten Aussichtspunkt ein regelrechtes Geschiebe und Gedränge herrschte. Um 17:15 Uhr hatten wir die Nase voll und haben kurzerhand beschlossen uns so schnell wie möglich an den Abstieg und Rückweg zu begeben, um vielleicht gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang an der Uferpromenade zu sein und dort gemütlich ein Bier zu trinken. Kurz vor knapp, aber wir haben es geschafft. Auf dem Weg nach unten kamen uns noch viele viele weitere Menschen entgegen, um vom Phousi Hill die Stadt in der untergehenden Sonne zu beobachten. Keine Ahnung, ob die tatsächlich alle noch oben Platz gefunden haben. Uns auch egal, wir waren froh nicht im Getümmel zu sein und anschließend im Gänsemarsch den Weg nach untern zu beschreiten zu müssen.

Tagesabschluss

Zum Abschluss des Tages haben wir noch ein hervorragendes Abendessen in einem der Restaurants an der wunderbar beleuchteten Uferpromenade genossen, bevor wir erschöpft mit einer Vielzahl von Eindrücken ins Bett gefallen sind.

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