Hoi An – Eine spannende Stadt mit vielen Gesichtern
Tag 86 – Nach der Ankunft am frühen Morgen (06 Uhr) in Hội An, haben wir uns erstmal direkt für einige Stunden hingelegt. Im frühen Mittag hat unsere Gastgeberin uns dann nochmal sehr freundlich in ihrer Unterkunft willkommen geheißen und uns hervorragend mit Informationen und Stadtkarte zur beliebten Altstadt, den bekanntesten Sehenswürdigkeiten und auch den klassischen Touristenabzocken versorgt. Total lieb! Darüber hinaus hat sie uns eine Schneiderei (Hội An ist die Schneiderstadt in Vietnam) und einen Friseursalon empfohlen sowie angeboten bei Interesse Tagestouren für uns zu organisieren, mit einem besseren Preis als in den Reisebüros oder im Internet. Im Anschluss haben wir uns auf den Weg gemacht zu Fuß die Stadt zu entdecken und ein paar erste Eindrücke zu sammeln.
Karte
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Beobachtungen, Erlebnisse, Impressionen
- Einheimische mit Reishut – sehr cool! Und Fahrradfahren scheint bei den Einheimischen auch sehr beliebt zu sein.
- Vietnam scheint einer sehr ausgeprägte Essenskultur mit vielen nationalen und regionalen Spezialitäten zu haben: intensive Gerüche, interessante teils undefinierbare Speisen, vielfältige Streetfood-Stände – wir werden wohl wieder viel zu Probieren haben in den nächsten Wochen, spannend!
- An jeder Ecke gibt es Cafés, die besondere vietnamesische Kaffeespezialitäten anbieten, immer mit traditioneller Zubereitungsart im kleinen Phin-Filter. Für uns Kaffeeliebhaber natürlich sehr interessant!
- Hội An ist eine Touristenhochburg, entsprechen herrscht dort wuseliges Treiben und stellenweise muss man sich seinen Weg durch dichte Menschenströme bahnen. Natürlich gibt es hier im Allgemeinen deutlich mehr Touristen als in Laos oder den abgelegeneren Regionen in Kambodscha, dennoch haben wir wirklich erstaunlich oft Deutsch gehört. Während unserer bisherigen Reise sind wir nur wenigen Reisenden aus Deutschland, dafür sehr vielen Franzosen, Chinesen und Niederländern begegnet.
- Der Straßenverkehr ist anders verrückt! Kein Vergleich zu allem, was wir bisher erlebt und gesehen haben. Im direkten Vergleich zu Hội An ist der Verkehr in Bangkok richtig übersichtlich und gesittet – und das soll was heißen….
- Extrem laute Geräuschkulisse, insbesondere das nervtötende Hupen der Autos und unzähligen Roller/Motorräder. Im Vergleich zu unseren letzten Stationen im sehr ruhigen ländlichen Teil von Kambodscha fällt der Lärm nochmal doppelt ins Gewicht, echt ziemlich anstrengend. Vor allem, weil so viele Geräusche auf einmal auf einen einprasseln, dass man die Hälfte davon weder zuordnen noch orten kann. Wir haben uns diverse Male suchend umgeschaut oder in einigen Situationen auch ziemlich erschrocken, wenn es plötzlich direkt hinter oder neben einem gehupt oder jemand laut gerufen bzw. geschrien hat. Am Ende des Tages haben wir uns durchaus gefreut im Hotelzimmer unsere Ruhe zu haben.
- Thailand, Laos und Kambodscha sind sich in vielen Aspekten (z.B.: Sprache, Schriftbild, Verhaltensregeln, Umgangsformen, Städtebild und Architektur, Essenskultur) sehr ähnlich, während Vietnam im Vergleich auf den ersten Eindruck ganz anders und sehr unterschiedlich wirkt. Spannend! Dann werden in den nächsten Wochen bestimmt noch viele neue Beobachtungen und Erkenntnisse auf uns warten.
- Präsenter chinesischer und japanischer Einfluss in der Altstadt, kaum westlicher und nur wenig französischer Einfluss, obwohl Vietnam (mit Laos und Kambodscha) ebenfalls zur ehemaligen Indochina-Region unter französischer Kolonialmacht gehörte.
Es fühlt sich gar nicht so an, als wären wir erst seit einigen Stunden hier. Der kleine Altstadtbereich und die umliegende Umgebung haben uns in ihren Bann gezogen und es gab Einiges zu entdecken. Im Laufe des Tages haben wir bereits so viel Neues gesehen und intensive Eindrücke gesammelt, dass es sich am Abend vielmehr so angefühlt hat, als wären wir schon seit mehreren Tagen in Hội An.








Ein kleiner Dämpfer und negative Erfahrungen
Das es in einer sehr touristischen Stadt viele Verkäufer:innen gibt, die einem auf der Straße frisches Obst, diverse Souvenirs, Anzüge und Schneiderarbeiten oder Tagestouren, Bootsfahrten und Ausflüge andrehen wollen ist nicht verwunderlich. Nach unseren Erfahrungen in Städten mit vergleichbarem Flair wie Bangkok, Luang Prabang oder Siem Reap waren wir daran auch schon gewohnt. Dennoch haben wir etwas unterschätzt, wie hartnäckig und teilweise gewieft sich die Verkäufer:innen in Hội An verhalten. Insbesondere nachdem wir zuvor in Kambodscha so viel wahre Freundlichkeit und Güte kennengelernt und entgegengebracht bekommen haben. Wir wurden schon am ersten Tag viele Male von der Seite angequatscht, zuerst freundlich und scheinbar interessiert, doch dann sind die Menschen zunehmend in den Verkaufsmodus übergegangen. Vor allem die Schneider:innen können sehr hartnäckig sein.
Im Laufe des Tages haben wir dann eine frustrierende, unschöne Situation erlebt. Aus einiger Entfernung haben wir ein Foto von zwei Verkäuferinnen mit tollen Obstkörben gemacht. Das haben die Beiden scheinbar genau gesehen uns unsere Begeisterung etwas ausgenutzt. Als wir an den Beiden vorbeigegangen sind und ihnen nett, anerkennend zugelächelt haben, ist eine der Beiden aufgesprungen und hat sich für ein gemeinsames Foto mit Jens positioniert. Diese schöne Szenerie hat Ina dann natürlich mit der Kamera eingefangen. Im Anschluss ging die zweite Verkäuferin auf Ina zu, drückte ihr ebenfalls einen der tragbaren Obststände in die Hand und deutete auf die Kamera. Zuerst waren wir unsicher, ob wir uns darauf einlassen sollten, doch dann haben wir ihnen die Kamera kurz überlassen und uns für ein Foto positioniert. Bis zu diesem Moment war das zwar ein bisschen sonderbar, aber nach unseren positiven Erfahrungen in den letzten Monaten haben wir uns dennoch darauf eingelassen und uns über die Freundlichkeit der beiden gefreut. Tja, im Endeffekt wollten die Beiden dann aber Geld für die Fotos haben. Zuerst haben sie uns nur gefragt, ob wir ihnen denn dann nun Obst abkaufen würden. Als wir das Obst aber etwas zu lange ohne Zustimmung gemustert haben, haben die beiden sehr deutlich und eindringlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir in jedem Fall für das gemeinsame Foto zu bezahlen hätten. Den Geldbetrag, den die Beiden verlangt haben, emfpanden wir dann ebenfalls als überzogen und ziemlich fech. Zuerst wollten wir uns weigern und einfach weggehen, aber das passt (leider) einfach nicht zu uns und unserem Wesen. Also haben wir angefangen mit ihnen über den Fotopreis zu verhandeln und im Endeffekt widerwillig einen reduzierten Preis von ca. 4-5€ (eine Meng Geld in Vietnam) gezahlt. Trotz anfänglicher Unsicherheit haben wir uns aufgrund des in den letzten Monaten gewonnen Vertrauens in die Freundlichkeit der Menschen in Südostasien auf die Situation eingelassen. Natürlich nicht immer, aber oft genug haben sich die Einheimischen durchaus sehr gefreut fotografiert zu werden und uns in einigen Situationen sogar gefragt bzw. Symbolisiert, dass wir gerne ein Foto von ihnen machen dürfen. Insbesondere Jugendliche haben auch schonmal mit Freude für uns posiert. Vielleicht lag das auch weniger an uns als an der Faszination über Jens Kamera. Trotzdem sehr schade, dass es sich in diesem Fall als anders erwiesen hat und wir ab jetzt erstmal mit einer Portion Skepsis reagieren, wenn uns Menschen in dieser wuseligen Stadt mit Freundlichkeit begegnen.
Tatsächlich haben wir eine ähnliche Situation bereits am Vortag beim Zwischenstopp in Pleiku erlebt. Vor der Weiterfahrt mit dem Nachtbus haben wir uns in der Nähe des Busbahnhofes nach einem Restaurant zum Abendessen umgeschaut. Die Auswahl war nicht sonderlich groß. In dem Restaurant gab es keine englischen Speisekarten und die Kommunikation erwies sich ebenfalls als sehr schwierig. Ohne weitere Erklärung haben wir (wie alle anderen Tische auch) direkt zu Beginn zwei Vorspeisen bzw. Snacks serviert bekommen. Wir hatten diese natürlich nicht bestellt und konnten auch nicht erkennen, worum es sich dabei handelte (vermutlich fermentiertes Schweinefleisch in Banenblättern). Wir wollten diese scheinbar gastfreundliche Geste wertschätzen und haben wenigstens ein winziges bisschen probiert, den Großteil jedoch stehen gelassen. Beim Bezahlen stellte sich heraus, dass wir für die ungewollte Vorspeise aufkommen und diese vollständig bezahlen mussten.
Beide Situationen sind natürlich nicht weiter schlimm und die kleinen Geldbeträge können uns auch egal sein, aber dennoch habe uns diese beiden unschönen Erlebnisse zum Start in Vietnam haben leider durchaus geprägt. In den nächsten Tagen sollten wir vorsichtiger sein und haben das freundliche, einladende Verhalten vieler Einheimischen erst kritisch und vorsichtig abgewägt, bevor wir uns auf ihre Angebote eingelassen haben. Vielleicht hatten wir auch einfach nur Pech und der erste negative Eindruck wird sich in den weiteren Wochen und Reise durch Vietnam als falsch erweisen. Genauso wie uns die ländlichen Regionen von Kambodscha überzeugen konnten, werden wir zeitnah vermutlich noch weitere und wunderbare Seiten von Vietnam kennenlernen.



Precious Heritge Art Gallery Museum
Eine zutiefst beeindruckende Fotoausstellung von indigenen Menschen und ethnischen Volksstämmen aus Vietnam – sehr inspirierend mit unfassbar tollen Bildern und Geschichten!
Réhahn ist ein französischer Fotograf, der sich nach einer Reise in Vietnam in das Land verliebt und kurze Zeit später hierher ausgewandert ist. In seiner neuen Heimatstadt Hội An, hat er ein Museum eröffnet mit dem Ziel die Schönheit des Landes und kulturelle Vielfalt der vietnamesischen ethnischen Volksgruppen für alle zugänglich zu machen. Mit seinen Fotos schafft er es einen wunderbaren, authentischen und greifbaren Eindruck von Land und Leute – insbesondere dem ursprünglichen Leben der Einheimischen – zu vermitteln. Zu vielen Fotos gibt es spannende Geschichten zu deren Hintergrund und Entstehung. Zudem befinden sich in der oberen Etage des Museums viele verschiedene Ausstellungsstücke (z.B.: indigenen Trachten, Kopfschmuck, alte Werkzeuge). Die Kombination aus eindrucksvollen Fotos, emotionalen Geschichten zum nachlesen und klassischer Ausstellung sorgen für eine perfekte Mischung und besondere Stimmung!
Im frühen Abend haben wir Réhahns Fotos bewundert und seine Geschichten auf uns wirken lassen. Mit einer kleinen Portion Ehrfurcht und viel Respekt für seine Arbeit haben diese Eindrücke für einen wunderbaren Tagesabschluss gesorgt. Hoffentlich können wir in den nächsten Wochen diese Schönheit des Landes selbst entdecken und mit ein bisschen Glück ebenfalls für kurze Momente in das echte, authentische Leben der Einheimischen eintauchen.
Am Ende des Tages sind wir erschöpft mit gemischten Gefühlen aus einem Überfluss an vielen Eindrücken und Vorfreude auf die nächsten Wochen in Vietnam ins Bett gefallen.






