Bolaven Plateau

Tag 49 – Zur Abwechslung waren wir an diesem Tag nicht auf eigene Faust unterwegs, sondern haben bei einem Reiseveranstalter in Pakse eine private Tagestour (nur wie Beide + Fahrer) gebucht. Im Voraus hatten wir in den Rezensionen im Internet gelesen, dass nicht alle Fahrer bzw. Guides Englisch sprechen. Ein Guide namens „Mr. Tiger“ wurde jedoch besonders gelobt und weiterempfohlen. Beim Buchen haben wir also explizit darum gebeten, dass unser Fahrer Englisch spricht. Denn in den letzten Wochen haben wir immer wieder festgestellt, dass Erklärungen und Insider Wissen zu den Orten, Landschaften, einheimischen Dörfern, Essen an Streetfood Ständen, und vielen weiteren Dingen, die wir während unserer Reise gesehen und erlebt haben fehlen, um diese Erfahrungen besser einordnen und verstehen zu können. Jedoch hatten wir selten die Möglichkeit nachzufragen, weil die meisten Einheimischen aufgrund der Sprachbarriere nicht weiterhelfen konnten. Das galt leider ebenso für die lokalen Guides, welche uns an den verschiedenen Touristenattraktionen (zum Beispiel Höhlen) herumgeführt haben. Daraufhin hat die nette junge Dame in der Agentur vorgeschlagen Mr. Tiger anzufragen und mehrfach betont, dass er ihr bester Fahrer/Guide sei. Wie der Zufall es wollte, war Mr. Tiger verfügbar.

Karte
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Um 08 Uhr morgens hat Mr. Tiger uns an unserem Hotel abgeholt. Der erste Eindruck war sehr positiv! Bevor wir die Stadt verlassen und uns auf den Weg zum Bolaven Plateau gemacht haben, gab es auf unseren Wunsch hin einen kurzen Zwischenstopp bei einer französischen Bäckerei (La Boulange), um uns mit einem stärkenden Frühstück ToGo auszustatten.

Learning: Das Bolaven Plateau ist eine Hochebene (10.000 km2) in der Nähe der Provinzhauptstadt Pakse. Die Region wird landschaftlich vielfältig genutzt (Tapioka, Kautschuk, Tee, etc.) und ist insbesondere für seine Kaffeeplantagen bekannt. Auf dem Plateau leben auch heutzutage noch einige alte Volksgruppen und ethnische Minderheiten ihren jeweiligen Dorfgemeinschaften.

Auf dem Bolaven Plateau gibt es eine Vielzahl an Wasserfällen: Tad Fane (höchster Wasserfall in Laos (1200 Meter Fallhöhe) und mündet in einen uralten Vulkankrater) Tad Champee, Tad Yuang, Tad Phasuam, Tad E-Tu und Tad Lo

Station 1: Tad Fane Waterfall

Als wir auf den Parkplatz fuhren, standen dort nur sehr wenige andere Autos oder Roller. Wir hatten also das große Glück vor Ankunft der großen Touristenmassen dort zu sein und mehr Ruhe zum Staunen und Fotografieren zu haben. Leider kann man den berühmte Zwillingswasserfall nur aus der Ferne von Aussichtsplattformen bewundern, da dieser in einen tiefen, weiten Vulkankrater mündet mitten im Dschungeldickicht. Aufgrund der Trockenzeit wirkten die Wassermassen nicht ganz so gigantisch wie in den Beschreibungen. Das Rauschen war trotzdem lautstark und aus einiger Entfernung zu hören.

Station 2: Producers Cooperative Café

Natürlich darf ein leckerer, stärkender Kaffee bei einer Tour durch das Bolaven Plateau – welches für seine Kaffeeplantagen berühmt ist – nicht fehlen. Beim Producers Cooperative Café handelt es sich nicht nur um ein schlichtes Café, es gleicht vielmehr einer kleinen Ausstellung bzw. natürlichem Museum. Im Garten erhält man einen Einblick die verschiedenen Schritte (Ernte, Auslese, Trocknen, Schälen, etc.) und notwendigen Gerätschaften der Kaffeeverarbeitung. Mr. Tiger kannte sich sehr gut aus und hat uns mit spannenden Details erklärt. Im Cafébereich selbst sind verschiedene Kaffeesorten und -bohnen mit unterschiedlichen Röstungsgraden und -geschmäckern ausgestellt. Beim Bestellen konnte wir sogar die Röstungsstufe selbst auswählen. Der Kaffee war wirklich ausgezeichnet! Im Hintergrund ließ sich die Maschine für den hauseigenen Röstungsprozess erspähen. Ein verführerischer Duft! (zumindest für alle Kaffeeliebhaber)

Station 3: Tad Gneuang Waterfall

Uns persönlich hat der Tad Gneuang Wasserfall mehr imponiert und besser gefallen als der berühmte Tad Fane Wasserfall. Vermutlich, weil man an diesen deutlich näher herankommt und dadurch eine anderen Blickwinkel hat. In jedem Fall haben Wassertropfen und Spritzwasser im Gesicht und auf der Haut sowie das laute Plätschern, welches das Stimmengewirr der anderen Menschen verschwimmen lässt, für eine besondere Stimmung gesorgt. Nur schade, dass inzwischen leider schon deutlich mehr Touristen unterwegs waren, sodass wir diesen Wasserfall nicht für uns alleine hatten.

Station 4: Local Village

Beim Buchen der Tour wurde uns erzählt, dass es die Möglichkeit gibt einen Zwischenstopp bei einem kleinen ursprünglichen Dorf zu machen. Das konnten wir uns natürlich nicht nehmen lassen. Dort angekommen stellte sich heraus, dass es sich nicht einfach um ein Dorf von alten Volksstämmen/ethnischen Minderheiten handelt, wie wir sie zuvor bereist bei Busfahrten aus dem Fenster beobachtet hatten. Um als Tourist Zutritt zu den abseits der Hauptstraße gelegenen Wegen zu erhalten muss man einen kleinen Eintritt bezahlen. Das ist nach unserem Empfinden gerechtfertigt und in Ordnung, wenn die Dorfverwaltung damit die Infrastruktur (z.B.: Schulen) ausbauen und das Leben der Menschen verbessern kann.

Uns fiel es schwer Zugang zu den hier lebenden Menschen und dem Rhythmus des Dorfes zu finden. Wir hatten das Gefühl beobachtende, aber nicht unbedingt freudige oder interessierte Blicke zu ernten. Daher waren wir uns nicht sicher, ob die Einheimischen sich über unsere Anwesenheit und Interesse freuen oder vielmehr von uns gestört oder belästigt fühlen. Schon verständlich, wenn so dahergelaufene Fremde einen ungefragt beim Kochen, Wäsche machen, Mittagsschlaf, etc. zuschauen. Weshalb wir uns lieber reserviert Verhalten und tatsächlich dann auch nach relativer kurzer Zeit den Rückweg angetreten haben. Entsprechend sind nur leider keine Interaktionen mit den Menschen entstanden, die uns unsere Unsicherheit und leicht unwohles Gefühl hätten nehmen können. Mr. Tiger hat uns nicht in das Dorf begleitet, sondern am Auto gewartet.

Station 5: Tad Lo Waterfall

Nach unserem Empfinden war der dritte (und letzte) Wasserfall des Tages im Gegensatz zu den Beiden vorherigen eher unspektakulär. Insgesamt wirkte der Ort auch weniger nach einer Touristenattraktion, sondern vielmehr nach einem Treffpunkt für einheimische Jugendliche aus umliegenden der Region zum Entspannen, Klettern und Schwimmen. Über eine Erfrischung im kühlen Wasser hätten wir uns ebenfalls gefreut, daher haben wir kurz überlegt ebenfalls eine Runde Schwimmen zu gehen. Jedoch waren wir uns nicht sicher, ob es unhöflich gewesen wäre im knappen Bikini und Schwimmshorts baden zu gehen während die einheimischen Kinder alle Klamotten getragen haben. Da wir eh nur wenig Zeit hatten, haben wir uns dazu entschieden nur die Füße ins Wasser zu halten und das Treiben mit respektvollem Abstand zu beobachten. Wahrscheinlich wäre es schon in Ordnung gewesen Schwimmen zu gehen, aber nach unseren vorherigen Erfahrungen im Dorf waren wir nun zurückhaltender.

Station 6: Kaffeeplantage und Führung bei Mr. Vieng

Mr. Vieng ist Besitzer einer der Kaffeeplantage im Bolaven Plateau. Seine Familie ist schon seit mehreren Generationen mit dem Anbau und Zubereitung von Kaffee (inkl. Röstung) vertraut. Auf seiner Plantage bietet Mr. Vieng zweimal täglich eine Führung an. Diese ist einerseits super informativ mit unzähligen Details zu Ernte, Weiterverarbeitung und Röstungsprozess sowie Landwirtschaft in Laos im Allgemeinen und gleichzeitig wirklich witzig, stellenweise schon fast absurd komisch.

Einige allgemeine Fakten

  • Verschiedene Arten von Kaffeepflanzen (und damit Bohnen): Arabica, Robusta, Excelsa
  • Ernte: 1x pro Jahr im Oktober/November (im Optimalfall, wenn die Bohnen rot sind)
  • Kaffeebohnen haben 3 Hüllen/Häute

Schritte nach der Ernte

  1. Waschen und Bohnen mit schlechter Qualität aussortieren (diese erkennt man daran, ob diese im Wasser oben schwimmen während Bohnen guter Quaität auf den Boden sinken)
  2. Erste Hülle entfernen (+ggf. Sieben, um Schalenreste zu entfernen), dann an der Luft in der Sonne trocknen lassen (max. 15 Tage)
  3. Zweite Auslese und Kontrolle der Qualität per Hand
  4. Röstungsprozess (früher per Hand in der Pfanne, heutzutage mit einer Maschine bzw. im Ofen mit Temperatureinstellung)
  5. Dauer des Röstungsverfahren entscheidet maßgeblich über den Geschmack, die Intensität und Bitterkeit, natürlich spielt auch die Bohnenart eine Rolle

Neben Kaffee baut Mr. Vieng auf seinem Land ebenfalls Maniok (bzw. Tapioca) an. Zudem gibt es jede Mengen verschiedene Obstbäume zwischen den Kaffeepflanzen. Diese dienen unteranderem als natürlicher Schattenspender.

Auf dem Weg durch die Plantage hat Mr. Vieng uns viele verschiedene Dinge probieren lassen: frische (rohe) Maniokwurzel, Jackfruit, ein uns unbekanntes Obst (schmeckte ein bisschen ähnlich wie Birne) und rote Ameisen. Unvorstellbar, aber scheinbar schmecken diese gar nicht so schlecht. Jens hat sich getraut zu probieren und Mr. Viengs Ankündigung bestätigt, dass diese nach Limette/Zitrone schmecken (obwohl sie nach Ammoniak riechen). In Laos und anderen Regionen Südostasiens sind rote Ameisen vergleichbar zu anderen Insekten ein beliebter Snack oder dienen schonmal als Einlage für Suppen.

Nach der Führung mussten wir natürlich auch noch einen Kaffee probieren. Mr. Vieng bereitet seinen Kaffe in einer Mocca Kanne zu, keine Siebträgermaschine oder Vollautomat. In diesem Fall haben wir uns, um den puren Geschmack wahrnehmen zu können, für einen schwarzen Kaffee entschieden. Sehr aromatisch! Aber auch durchaus stark und eine bittere Note im Nachgeschmack. Unser neue Lieblingskaffee sollte es also nicht werden.

Am Ende des Tages haben wir viel über den Prozess der Kaffeeherstellung und -zubereitung gelernt. Und auch, dass es nicht die eine Wahrheit und richtige Art und Weise der Ernte und Weiterverarbeitung gibt. Zumindest haben uns Mr. Tiger (am Morgen im „Museum“) und Mr. Vieng (im Nachmittag auf der Plantage) durchaus unterschiedliche und teilweise widersprüchliche Dinge erzählt. Vermutlich hat jeder Kaffeebauer seine ganz eigenen Best Practices und Gesetzte, vergleichbar zu Winzern. Wenn bei unterschiedlichen Winzern oder in verschiedenen Weingebieten an einer Führung und Weinprobe teilnimmt, sind viele Fakten unterschiedlich. Das basiert vermutlich auch auf persönlichen Erfahrungen und Präferenzen der Winzer oder in diesem Fall Kaffeebauern.

Themen und spannende Erkenntnisse im Gespräch mit Mr. Tiger

  • In den ländlichen Regionen gibt es in jedem Dorf eine eigene Grundschule (Primary SAchool). Hinsichtlich der weiterführenden Schulen (Secondary School) schließen sich zumeist mehrere Dörfer zusammen, entsprechend habe die Kinder oft einen weiteren Weg. Zur Oberstufe (High School) müssen die Jugendlichen bis in die größeren Städte bzw. Vororte fahren.
  • In der Regel gibt es Schuluniformen (nicht immer einheitlich): Mädchen tragen einen schwarzen Rock mit buntem Saum und dazu eine weiße Bluse. Für Jungs gilt Regel, lange (schwarze) Hose und weißes T-Shirt
  • Die Häuser in den ländlichen Gegenden sind alle auf Stelzen gebaut und erhöht, nur ganz selten auf dem Boden. Die Gründe dafür sind einerseits, um Platz zu sparen bzw. Lagerraum und Abstellfläche zu schaffen (für Traktoren , Roller, etc.) ohne zusätzliches Land kaufen zu müssen. Andererseits, weil es im Haus dadurch mehr Luftströme und Windzirkulation gibt als am Boden und es in den armen ländlichen Regionen keine Ventilatoren oder Klimaanlagen gibt.
  • Land bzw. Grundstücke direkt an der Hauptstraße sind beliebt, um Nahe am Geschehen zu sein und entsprechend deutlich teurere als weiter hinten liegende Grundstücke. Daher schlängeln sich Dörfer zumeist immer direkt an der Hauptstraße entlang und ziehen sich in die Länge, anstatt sich in die Breite zu erstrecken.
  • Es gibt in jedem kleinen Dorf mind. 1-2 Tempel oder Gebetsstätten
  • Wenn man auf Lebensdauer Mönch werden möchte mit der Berechtigung Segnungen oder Begräbnisse durchzuführen braucht man eine Lizenz oder Genehmigung von der Stadt bzw. dem Dorfvorsteher. Kinder werden oft Mönche, wenn die Familien arm sind und sie im Kloster bessere Chancen auf Bildung und ausreichend Verpflegung haben.
  • Es gibt noch immer viele ehemalige Volksstämme und ethnische Minderheiten in Laos. Diese kleinen Gruppen leben nur selten in den Städten sondern zumeist in ihrer eigenen Community in ländlichen Gegenden.
  • Die meisten Touristen in Laos sind Franzosen. Der Tourismus ist insgesamt gut für das Land. Dennoch haben viele Einheimische Sorge vor dem chinesischen Einfluss. Die chinesische Regierung oder Investoren bauen selbst in Laos und machen ihre eigenen Restaurants und Hotels auf, anstatt die Einheimischen zu unterstützen. Andere Touristen kommen, lassen ein bisschen Geld da und sind dann auch wieder weg, während die chinesischen Touristen mehrfach wiederkommen oder bleiben und „Chinatowns“ gründen. Somit bleibt kein Geld im Land.
  • Beer Lao wird über eine staatliche Firma hergestellt und vertriebe und ist deswegen im gesamten Land so präsent verbreitet
  • Im Falle eines Unfalls zwischen einem Auto und Kuh auf der Straße müsste der Kuhbesitzer die Reparatur des Autos bezahlen. Daher beschwert der Besitzer sich nicht und bestreitet, dass die Kühe ihm gehören. Bei uns wäre es vermutlich genau andersherum und der Autofahrer müsste dem Bauern gegenüber für die Kuh aufkommen.

3 Kommentare zu „Bolaven Plateau“

  1. Sabine Reimerdes's avatar
    Sabine Reimerdes

    Traumhaft schöne Bilder und sehr interessante Beiträge. Vielen Dank, dass ich bei eurer Reise „dabei“ sein darf.
    Sabine

  2. Danke für diese ausführliche Beschreibung, die wir sehr gerne gelesen haben. Ja, manchmal sind Ausflüge mit guide sehr informativ.
    Schade, dass nicht alle TouristInnen so sensibel sind wie Ihr. Ihr macht das toll!

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